: Doping nur im Osten?
■ Der belastende DSB-Dopingbericht ist stark schrählastig
Frankfurt/Main (dpa) — „Wir haben einen Kreis von bis zu 50 belasteten Personen, die den Verbänden auch schriftlich mitgeteilt wurden.“ So umschrieb Manfred von Richthofen, Vizepräsident des Deutschen Sportbundes (DSB), das allerdings sehr in Richtung ostdeutscher Sport schräglastige Ergebnis seiner ad- hoc-Kommission, deren 21seitiger Abschlußbericht am Samstag dem DSB-Hauptausschuß in Frankfurt/ Main präsentiert wurde. In Gesprächen mit den Verbänden will Richthofen nun eine Trennung von Verbandscheftrainern, Verbandsärzten, Generalsekretären und Funktionsträgern aus dem DDR-Sport.
Namen haben die fünf Kommissionsmitglieder nach elf Verhandlungstagen aus Furcht vor einer Prozeßlawine nicht genannt, aber präzise Beschreibungen der Funktionen lassen eindeutige Rückschlüsse zu. Ausgeklammert von möglichen Folgen wurden durch die in Frankfurt einstimmig angenommenen Richthofen-Empfehlungen die mit einer Generalamnestie zum 1. Januar 1991 entlasteten Aktiven und ehrenamtliche Präsidenten von Ex-DDR-Verbänden.
Der erste Härtetest steht dem DSB-Vizepräsidenten in den Verhandlungen mit dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) über Cheftrainer Bernd Schubert bevor, dessen Verstrickung in das flächendeckende Dopingsystem vom Heidelberger Landgericht bestätigt wurde. „Eine Beurlaubung reicht hier einfach nicht aus“, findet Richthofen. DLV-Präsident Helmut Meyer hingegen konnte keine neue Sachlage erkennen.
Gespräche will der durch Hansen voll gestützte Richthofen auch über Günter Debert, Leistungssportkoordinator im Deutschen Amateur-Box- Verband (DABV), führen. In die Pflicht genommen werden auch der Deutsche Ski-Verband (DSV), der mit Ulrich Wehling den ehemaligen Generalsekretär des DDR-Ski-Verbandes in seinen Angestelltenreihen hat, und selbst das Nationale Olympische Komitee (NOK) für Deutschland.
Im Berliner NOK-Büro ist Wolfgang Gitter untergekommen, zu DDR-Zeiten erst Generalsekretär der Leichtathleten und dann in gleicher Funktion beim NOK der DDR tätig. Auf Gitter trifft das Richthofen-Raster eindeutig zu. Das größte Manko des Berichts ist die Schräglage in Richtung Osten. West-Trainer kommen überhaupt nicht vor, ebensowenig West-Ärzte. Bemerkenswert ist auch die Einteilung der olympischen Sportarten in Kategorien: Stark gedopt wurde in der Leichtathletik, im Eisschnellaufen, Gewichtheben, Kanu, Radfahren, Schwimmen und Skilanglauf, „zeitweise und experimentell“ im Boxen, Bobsport, Fechten, Handball, Judo, Rudern und Turnen.
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