Bischöfe gegen Nationalismus

Berlin (afp) — Die Bischöfe aller Konfessionen sind gegen Nationalismus in Ost und West, aber sie wissen nicht genau, wie sie es sagen sollen. Die Abschlußerklärung einer zweiwöchigen Synode in Rom, die sich mit dem Thema „Europa“ befaßte, war unter den Bischöfen selbst umstritten. In der Erklärung wird betont, daß die europäischen Konflikte auf dem Verhandlungsweg, nicht aber mit Gewalt gelöst werden sollen. Gleichwohl wurde die Abschlußerklärung von Orthodoxen und Anglikanern heftig kritisiert.

Die Bischöfe bezeichneten den Zusammenbruch der sozialistischen Systeme in Osteuropa als „Wunder“. In den „freien Gesellschaften“ des Westens gebe es jedoch weiterhin gewisse „subtile Konstruktionen, die sich unserer Gehirne wie geheime Verführer bemächtigen und unsere Empfindungen mit dem Ziel manipulieren, unser Verhalten zu bestimmen“. Wer an den „wahren Gott“ glaube, könne der Anziehungskraft „falscher Idole“ leichter widerstehen. Die Bischöfe unterstrichen in der Erklärung ferner die Bedeutung der Gemeinden und der Familie für die Verbreitung des Evangeliums und sprachen sich im Kampf gegen die Abtreibung für einen „Tag“ oder eine „Woche des Lebens“ in jedem europäischen Land aus.

Der Abgesandte des griechisch- orthodoxen Patriarchen von Konstantinopel befand allerdings, die Erklärung zeuge nicht von der „Glaubwürdigkeit der Kirche“. Der Vertreter der Anglikanischen Kirche kritisierte eine Feststellung in der Abschlußerklärung, wonach die christliche Kirche mit zwei Lungen atmen solle, nämlich der katholischen und der orthodoxen. Wo denn da die Protestanten blieben, frage er sich.