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Viel Zapping um nichts

■ "Mörderische Entscheidung" oder: Die Nutzlosigkeit der Entscheidung a la ZDF und ARD

Viel Zapping um nichts „Mörderische Entscheidung“ oder: Die Nutzlosigkeit der Entscheidung à la ZDF und ARD

Perlen klirren, das Messer blitzt: Nervosität ist angesagt und Langeweile. Gewöhnliche Bilderflut und ihr Ergebnis: Beliebigkeit. Und doch haben ARD und ZDF am Sonntag abend mit ihrem Krimi eine Premiere hingelegt. Gezeigt wurde die Aufhebung des Fortschritts durch den Fortschritt am Beispiel der Telekommunikation.

Fernsehanstalten müssen ihr Zeug verkaufen wie andere ihre Käsesorten. Schließlich ist nicht das Ereignis das Ereignis, sondern seine Inszenierung. Erstmals also, so die TV-Verheißung, sollten da auseinanderfallende Welten wieder zusammengeführt werden. „Zwischen den Geschlechtern liegt das Weltall“, zitierte diese Zeitung unlängst eine amerikanische Feministin. Am Sonntag abend sollte die Wirklichkeit, streng synchron, aus den Augen eines Mannes und einer Frau erlebbar werden — Gleichzeitigkeit statt Geschlechterkampf. Das Ergebnis: Sondermüllrecycling.

Der technische Fortschritt ist ja wirklich nicht allein Fortschrott. Die Fernbedienung hilft, die TV-Welt auf ihr Wesen zu reduzieren: die Bebilderung der Beliebigkeit. Neudeutsch heißt dieser Fingerakt Zapping: weg von einem Kanal und gleich weg vom anderen und dem nächsten und nirgendwohin. Unangenehm für jeden Fernsehmacher, der sich ernst nimmt, und unangenehm auch für die Werbeeinnahmen. Eine Gegenstrategie war bislang: die Verlegung des Zapping-Effekts in die kurzatmige Bilderfolge einer Sendung, die schnelle Unterbrechung als Gestaltungsprinzip. ARD&ZDF haben's nun anders probiert: Sie haben den Beweis erbracht, daß Zapping nichts bringt, daß die Flucht vor der Beliebigkeit in die Beliebigkeit auch ohne den Umweg zu haben ist.

Gegen eine Story voller Effekthascherei, die in kürzester Zeit ein schales Gefühl läßt, wurde Zapping als Ersatzhandlung angeboten. Allein: Auch in der angeblich anderen Version passiert nichts anderes. Das Versprechen auf den anderen Blick, den männlichen und den weiblichen, bleibt leer. Immer der Blick des gleichen Mannes, des gleichen Kameramanns, des gleichen Regisseurs. Die große Chance, anderes Erleben in den Schnitten in anderen Bildern sichtbar zu machen, bleibt vertan — ein Werbegag. Wie die Folge von Frauenleichen, wie der lächelnde Mörder, wie das zynische Fernsehn im Fernsehn oder das nackte Naziopfer: Zutaten zu einem Brei, der fesseln soll. Soll man da loben, daß ein Sonntagabendkrimiautor erkannt hat, wie die unterschiedliche Wahrnehmung der Welt bei Frauen und Männern zum Thema wird? Andreas Rostek

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