: Schutztruppe für Frauen
■ Hilfsprojekt in Sachsen-Anhalt/ 17 Männer beschützen Frauen auf dem Heimweg/ Immer mehr Hilfesuchende
Magdeburg (ap) — Sachsen-Anhalt hat als erstes Bundesland eine Schutztruppe für Frauen aufgestellt. 17 Männer sind rufbereit, Frauen auf unsicheren Wegen zu begleiten und männliche Gewalttäter vor Übergriffen abzuschrecken. Sie ist Bestandteil eines speziellen Hilfsprojekts, mit dem die Magdeburger Landesregierung allgemein der zunehmenden Gewalt gegen Frauen begegnen will. Die 17 Männer haben sich zum Ziel gesetzt, verunsicherten Frauen einen sicheren Nachhauseweg zu garantieren. „Allerdings sind wir keine Bodyguard-Zentrale und auch keine Leibwächter“, betont Leiter Harry Lammert, „wir können nur helfen, wo es dringend nötig ist.“ Hundertprozentigen Schutz können er und seine Mannen nicht gewährleisten. Das Arbeitsbeschaffungsprojekt arbeitet eng mit der Polizei zusammen.
Daß die Zahl der Hilfesuchenden immer größer wird, ergibt sich aus der Kriminalitätsentwicklung. In Sachsen-Anhalt wurden nach Angaben von Innenminister Hartmut Perschau in den ersten neun Monaten des Jahres 71.177 Delikte erfaßt; deutlich mehr als im gesamten Jahr 1990. Dabei standen Nötigung von Frauen, sexueller Mißbrauch sowie Körperverletzungen ganz oben auf der Liste. Die Männertruppe erteilt auch Ratschläge, wie man sich am besten selbst verteidigen könne, gelehrt wird erfolgversprechendes Verhalten in Notfällen.
170 Frauen baten seit dem Projektstart Anfang September um Hilfe. So wurden unter anderen die Bewohnerinnen des Magdeburger Frauenhauses, Mitarbeiterinnen des Gesundheitswesens, der Verkehrsbetriebe und von Gaststätten zur vereinbarten Zeit abgeholt und nach Hause gebracht.
Für mittellose Frauen ist der Dienst kostenlos.
Lesen gegen das Patriarchat
Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme – frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen