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Keine Stellungnahme zur Bürgerwehr

■ Berliner CDU stellte gemeinsam mit dem Schulleiter Hansjörg Ebert Vorschläge zum Gewaltabbau an Schulen vor/ Dieter Hapel fordert weiterhin Rücktritt des Steglitzer Bildungsstadtrats Thomas Härtel

Berlin. Immer deutlicher stellt sich die Berliner CDU hinter den umstrittenen Schulleiter der Steglitzer Hermann-Hollerith-Oberschule. Dieser hatte nach einem Attentat auf seine Person in einem offenen Brief in beleidigender Weise sowohl mit »linken Schlaffis« als auch mit »liberalen Scheißern« als auch mit »irregeleiteten Schülerhorden« abgerechnet und zur Gründung einer »Bürgerwehr« aufgerufen. Bei einem gestrigen Pressegespräch zum Thema »Friede den Schulen« saß Hansjörg Ebert in trauter Einigkeit mit dem Parlamentarischen Geschäftsführer der Fraktion, Dieter Hapel und der schulpolitischen Sprecherin, Cordula Kollotschek, auf der Referentenbank. »Wir haben Herrn Ebert als Sachverständigen, der jahrzehntelang an einer Schule tätig ist und Gewalterfahrungen hat, zu diesem Gespräch eingeladen«, sagte Hapel.

Die Berliner CDU trug einen Vorschlagskatalog zum Gewaltabbau an den Schulen vor. Gruppengewalt soll in überschaubaren Klassen »schüler- und projektorientiert« behandelt werden. An Projekttagen sollten sich Schüler und Lehrer den Themen Gewalt und Gewaltanwendung stellen. Eine Aktionswoche »Waffen sind out« würde die CDU-Fraktion gerne Anfang des Jahres an allen Berliner Schulen durchführen. Ferner müßten Vertrauenslehrer eingestellt werden, die Mitteilungen der Schüler anonym behandeln.

Ein besonderes Augenmerk legt die CDU auf den Schulweg. »Wir appellieren an alle, Schulwegsicherung zu übernehmen«, so Hapel. Bandenwesen und räuberische Erpressung könnte die Schule nicht allein in den Griff bekommen. Auch an professionelle Schulwegsicherer ist gedacht: Mitglieder der Freiwilligen Polizeireserve, ABM-Kräfte oder einen Wachschutz würde die CDU künftig gern auf den Wegen ihrer Kinder sehen.

Der Schulleiter Hansjörg Ebert blieb still. Zu den Vorfällen an seiner Schule darf er sich ohnhin nicht mehr äußern. »Der Bildungsstadtrat Thomas Härtel hat mir einen beamtenrechtlichen Maulkorb verpaßt«. Die CDU hält derweil an der Forderung nach Härtels Rücktritt ebenso fest wie Ebert an den umstrittenen Äußerungen in seinem offenen Briefen. Daß diese mit dem Schock nach dem Attentat zusammengehangen hätten, wie Dieter Hapel nahelegte, wehrte Ebert entschieden ab. »Ich würde den Brief genauso wieder schreiben.«

Stadtrat Thomas Härtel (SPD) hat derweil rechtliche Schritte gegen Hapels Behauptung, er beteilige sich an einer Kampagne gegen Ebert, angekündigt. Er erwarte sowohl von der CDU als auch von der Schulverwaltung eine klare Stellungnahme zu Eberts Äußerungen. »Da ruft ein Schulleiter zur Bürgerwehr auf. Dazu muß doch etwas gesagt werden.« Dieter Hapel sah allerdings auch gestern keinerlei Anlaß, sich zu den Briefen zu äußern.

Auf Aufforderung des Stadtrats hat Hansjörg Ebert sich vorgestern einer amtsärztlichen Untersuchung unterzogen. Nun wolle der Stadtrat ihn, so mutmaßt Ebert, womöglich noch in die Psychiatrie schicken dafür, daß er auf den Tisch gelegt habe, was an seiner Schule passiert. jgo

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