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Das Coming-Out der Bremer Verlage

■ „Mole 7“: Mehr als 15 Bremer VerlegerInnen taten sich zusammen

Das absolute Gegenteil einer Mogelpackung ist zu begucken Am Schwarzen Meer Nummer 7. In einem äußerst winzigen Ladenlokal (zweikommafünf mal vier Meter) namens Mole 7 sind 1. zwecks Bremen-Ambiente sowohl ganze und halbe Seeschiffahrts-Tonnen untergebracht als auch 2. die fast komplette Präsentation von sage und schreibe 15 Bremer Verlagen, außerdem wird 3. (Steh-)Platz vorgehalten für 10, 12, manchmal 15 Bremer VerlegerInnen, die, kommunikativ gedrängt, zum Glück nicht alle immer oder gar gleichzeitig erscheinen.

Ausgerechnet eine, die beruflich weder für Kultur noch für Wirtschaftliches zuständig war, gab den Anstoß und noch die paar nötigen Stöße hinterher: Vera Rüdiger, 1989 als Bremer Senatorin für Bundesangelegenheiten auf der Frankfurter Buchmesse unterwegs, suchte dort nach Bremer Verlagen, fand überraschend mehr als eine Handvoll, fand „man müßte in Bremen an einem Strick ziehen!“ und erinnerte die kleinen und mittleren UnternehmerInnen auch an die Einrichtung der Wirtschaftsförderung. Das weiß Günther U. Müller, 57, Alleininhaber des „Heidmük“-Verlages, noch ganz genau: „Ohne sie wäre nie was passiert, denn wir Bremer Verleger kannten uns ja untereinander kaum!“ Ein Jahr später organisierte Rüdiger in Frankfurt ein Büffet, zu dem die ausstellenden Bremer VerlegerInnen vollständig erschienen, und dann ging es los. Daß es inzwischen finanzielle Unterstützung für die Teilnahme an internationalen Messen gibt: fast selbstverständlich. Gemeinsame Messestände für Bremer Verlage: je nach Sachgebiet bestens bewährt. Mole 7 auf der Hafa: präsent. Müller: „Plötzlich lernten wir Verleger uns kennen, kamen ins Gespräch über alles Mögliche: Erfahrungen mit Druckereien, Knopw-How im Vertrieb, Honorar-Fragen, Lust und Last mit Autoren...“ Mole 7 spielte plötzlich eine Rolle beim Bremer Bücherfrühling, so daß man im eher gemächlichen Börsenverein oft nur noch die Rücklichter sah. Mole 7 trat auf, neben Großen wie Beck's und Ratskeller, beim Bonner „Butenbremer“-Treffen, dem Connection- Fest der prominenten BremerInnen.

Den winzigen Laden hat Müller neben seinem Kinder-“Mini- Pfiff“-Geschäft von seinen Messe-Exemplaren befreit und für Mole 7 bereit gestellt. In den Stahlregalen stehen sie alle parat, zum Angucken und zum Kaufen: die überraschend zahlreichen und aufwendig gemachten Wassmann-Bändchen neben Hauschilds, Schünemanns und Dölls Bremensien, Manholts französische LiteratInnen neben der Frauenliteratur von Zeichen und Spuren, Doris Knobs Transsib-Reisen neben den bildschönen, anspruchsvollen Quartett-Karten und Leporellos von Heidmük. (vgl. Kasten).

In unregelmäßigen Abständen stellen die Bremer VerlegerInnen ihre Sortimente, ihre Spezialitäten vor und dekorieren dazu das kleine Schaufenster. Ohne zu mogeln! S.P.

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