: Unterm Strich
Eine umfangreiche Privatsammlung mit „sensationellen“ Dokumenten zu Leben und Werk des Dichters Heinrich Heine hat das Düsseldorfer Heine-Institut gekauft. Die Neuerwerbung umfaßt im wesentlichten mehrere hundert Seiten Manuskripte von und über Heine, darunter bisher gänzlich unbekannte Texte, Gedichtvarianten und Entwürfe zu Zeitschriftenartikeln des 1856 im Pariser Exil gestorbenen Dichters. Der Kern der Kollektion, die mit Mitteln von Banken und Industrie beschafft wurde, besteht aus der seit der NS-Zeit verschollen geglaubten Berliner Privatsammlung Gottschalk. Das neu erworbene Archiv gilt als die größte Sammlung von Heine-Materialien, die seit 25 Jahren in den Handel gelangt ist. Es soll im Mai der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Der Schweizer Germanist und Kunsthistoriker Martin Bircher, der zuletzt an der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel tätig war, wird neuer Direktor des Goethe-Nationalmuseums in Weimar. Das Goethe-Wohnhaus solle zukünftig vermehrt die Erlebnisfähigkeit der Besucher ansprechen, sagte Bircher; eine nette Umschreibung für weniger Langeweile.
Der Schriftsteller Frank Wedekind, Verfasser des damals skandalösen Lulu-Dramas, war Mitte der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts auch als Werbetexter für Maggi tätig. Julius Maggi, der Suppenwürzefabrikant, revolutionierte 1886 mit seiner Erbsmehlsuppe die Nahrungsmittelproduktion. Eine Kostprobe aus Wedekinds Maggi-Repertoire: „Was dem einen fehlt, das findet/ In dem andern sich bereit;/ Wo sich Mann und Weib verbindet/ Keimen Glück und Seligkeit./ Alles Wohl beruht auf Paarung;/ Wie dem Leben Poesie/ fehle Maggi's Suppennahrung/ Maggi's Speisewürze nie!“ Bisher hatten die Wedekindschen Werbesprüche in den Archiven des Maggi-Werkes ihrer Entdeckung bzw. Beachtung geharrt, nun sollen sie im Rahmen der ersten kritischen Wedekind-Gesamtausgabe in einem Sonderband publiziert werden.
Wedekind arbeitete seit 1886 als „Vorsteher des Reclame- und Pressebüros“ für den Maggi-Hersteller, der die Werbereime Wedekinds auf den handschriftlichen Originalmanuskripten mit Zensuren von „famos“ bis „ungenügend“ kommentierte. 1887 nahm Wedekind wieder Abstand von seiner Tätigkeit als Texter, er versuchte sich als Journalist in Basel durchs Leben zu schlagen. Der literarische Erfolg stellte sich erst 1906 mit der Uraufführung von Frühlings Erwachen ein. Maggi ade.
Das Leipziger Dokumentarfilmfestival ist, nachdem ihm 600.000 Mark vom Bund gestrichen worden sind, ernsthaft gefährdet, wie Programmdirektor Klaus Wischnewski der Presse mitteilte. Dies sei mehr als ein Drittel des bisherigen Etats. Das Land Sachsen könne nicht in die Bresche springen, mehr als die vereinbarten Zuschüsse seien nicht zu erwarten. Ein Unglück kommt selten allein: Außerdem hat der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) die Büroräume des Festivals bereits zum 1. Januar gekündigt und selber belegt. Der MDR weist darauf hin, daß das Dokumentarfilmfestival jetzt unter Trägerschaft der Stadt stehe.
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