: Flughafen ohne Erbenheim-Ableger
Im Aufsichtsrat der Frankfurter Flughafen AG setzte sich die rot-grüne hessische Landesregierung durch/ Keine zivile Nutzung des US-Hubschrauberlandeplatzes bei Wiesbaden ■ Von Klaus-Peter Klingelschmitt
Frankfurt/Main (taz) — Der hessischen Finanzministerin Annette Fugmann-Heesing (SPD) war die Genugtuung über den gestern einstimmig ergangenen Beschluß im Aufsichtsrat der Frankfurter Flughafen AG (FAG) anzumerken. „Mit großer Freude“ verkündete die jüngste Ministerin im rot-grünen Kabinett Eichel und amtierende Vorsitzende des Aufsichtsrates der Gesellschaft, die dem Bund, dem Land und der Stadt Frankfurt gehört, daß die Diskussion um den Militärflughafen Wiesbaden-Erbenheim „endgültig vom Tisch“ sei. Bei ihrer Perspektivplanung 2010 müsse die FAG auf die vor allem von ihrem Vorstandsvorsitzenden Horstmar Stauber und von Frankfurts OB Andreas von Schoeler anvisierte zivile Nutzung des noch von der US-Army genutzen Helikopter-Flughafens verzichten.
Damit haben sich nach monatelangem Streit zwischen den Anteilseignern und den Parteien um die Airport-Dependance Erbenheim die Roten und Grünen in Hessen durchgesetzt — und auch die Grünen in Frankfurt, die in der Flughafenfrage seit dem letzten Sommer mit ihrem roten Koalitionspartner im Clinch lagen. Obgleich sich Fugmann- Heesing gestern weigerte, den Debattenverlauf im Aufsichtsrat presseöffentlich nachzuvollziehen, scheinen es vor allem finanzielle Argumente gewesen zu sein, die den Aufsichsrat zum Verzicht auf die Option Erbenheim bewogen haben. Die Investitionsmittel, die für den Ausbau des Rhein-Main-Airports auf dem bestehenden Gelände der FAG benötigt werden, sind offenbar so dimensioniert, daß weder das Land noch die Stadt Frankfurt in der Lage sind, zusätzlich Gelder für die Planung und Erschließung von Erbenheim bereitzustellen. Ohnehin, so Fugmann-Heesing, gebe es keine Anzeichen dafür, daß die US-Amerikaner beabsichtigten, ihr „Home of the Eagles“ zu räumen. Die Landesregierung und die Stadt Wiesbaden wollen eines schönen Tages auf dem Militärgelände Gewerbebetriebe ansiedeln und Wohnungen bauen.
Weil die FAG bis zum Jahre 2010 mit einer Verdoppelung der Fluggastzahlen rechnet und sich das Luftfrachtaufkommen nahezu verdreifachen soll, beschloß der Aufsichtsrat, mit der US-Luftwaffe über die Nutzung eines Teilbereichs der US- Airbase direkt neben dem Rhein- Main-Flughafen zu verhandeln. Der Vorstand der FAG wurde beauftragt, die Nutzung von 60 bis 80 Hektar des Airbase-Geländes für ein Frachtzentrum „alternativ“ in eine parallele Ausbauplanung 2010 aufzunehmen.
Für die SPD-Fraktion im hessischen Landtag begrüßte Fraktionschef Lothar Klemm nachdrücklich die Entscheidungen des Aufsichtsrates. Eine Kooperation etwa mit dem Köln/Bonner-Flughafen eröffne „langfristige Zukunfschancen“.
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