piwik no script img

Süd-Osseten stimmen für Rußland

Tiflis/Moskau (dpa) — Gut 90 Prozent der Süd-Osseten haben sich für eine Abspaltung von Georgien und den Anschluß an Rußland entschieden, meldete die Nachrichtenagentur 'tass‘ am Montag, allerdings ohne Angabe der Quelle. Die Bürger der Autonomen Region auf dem Territorium Georgiens waren am Sonntag aufgerufen, einen entsprechenden Parlamentsbeschluß vom 1. September vergangenen Jahres zu bestätigen. Die neuen Machthaber in Tiflis lehnen — wie schon zuvor der gestürzte georgische Präsident Swiad Gamsachurdia — eine Abspaltung Süd-Ossetiens ab. Gamsachurdia hatte während seiner Amtszeit versucht, die Loslösung militärisch zu verhindern.

Anhänger Gamsachurdias haben nach Angaben der neuen Machthaber in der Nacht zum Montag einen Militärflughafen der früheren Sowjetarmee überfallen. Den Ort, vermutlich in Westgeorgien gelegen, nannte ein Sprecher der Übergangsregierung am Montag in der georgischen Hauptstadt Tiflis nicht. Bei dem Angriff seien ein Soldat getötet und mehrere verletzt worden. Den Angaben zufolge hält sich Gamsachurdia derzeit im Gebiet Gali in der westgeorgischen Autonomen Republik Abchasien auf. Der Sprecher der Übergangsregierung teilte weiter mit, Einheiten des Militärrats rückten weiter auf den westgeorgischen Militärflughafen Poti vor. Im westlichen Teil der Kaukasus-Republik hat Gamsachurdia seine stärkste Anhängerschaft. In Tiflis und anderen Teilen Georgiens ist die Lage den Angaben zufolge ruhig.

Unterdessen erklärte Gamsachurdia gegenüber der Tageszeitung 'Die Welt‘, er sei niemals ein Diktator gewesen: Vielmehr habe es zu seinen Amtszeiten „wirkliche Freiheit und Demokratie“ gegeben. Hingegen seien die jetzigen Machthaber „ein typisches faschistisches Regime“. Swiad Gamsachurdia glaubt, daß der frühere sowjetische Außenminister Eduard Schewardnadse hinter seinen Gegnern steht. „Er will in Georgien an die Spitze. Die Putschisten sagen, er sei ihr Führer, arbeite mit ihnen zusammen...“ Möglicherweise sei Schewardnadse „von einigen Kräften in Moskau unterstützt“ worden, „weil ich mich der neuen Gemeinschaft (GUS) nicht anschloß“, sagte Gamsachurdia.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen