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Afrikaner vorm Sozialamt. Dritte Folge

■ Wieder standen vor allem Flüchtlinge aus Afrika vor der Tür / Unterbringung bald in Kasernen

Der Afrikaner aus Zaire stand, so erzählte er gestern, schon seit morgens um sechs vor dem Sozialamt in der Langenstraße. Nach zehn stand er immer noch — deutlich durchgefroren mittlerweile. Und genau wie an den vergangenen Sprechtagen blieben vor allem Schwarzafrikaner draußen. Einige gingen entmutigt weg. Junkies und Obdachlose, die in der gleichen Behörde vorsprechen müssen, schoben die Afrikaner grob beiseite.

Und wieder entschieden die Wachmänner des Sicherheitsdienstes, wer bis zu den beiden Sachbearbeitern vordringen durfte — mittlerweile mit einer Hundestaffel der Polizei im Rücken. „Das Haus in der Langenstraße erfüllt eben nicht alle Sicherheits-Anforderungen“, erklärt der Leiter der Wohnungshilfe, Claus Gehlhaar, warum die Body-Guards dort stehen. Sie sollen die Klientel nur „gestaffelt“ ins Haus lassen, „in geordneten Bahnen.“ Ein Anweisung, daß bestimmte Personengruppen nicht passieren dürfen, gibt es angeblich nicht.

Wenn 60 Asylbewerber im Warteraum säßen — „das kann man den Mitarbeitern nicht zumuten und das können die auch nicht schaffen“, sagt Gehlhaar. Außerdem hätten Nichtseßhafte und Dogenabhängige, die auch ins Amt kommen, „nicht immer ein freundschaftliches Verhältnis“ zu den Asylbewerbern. Auch deshalb müßten die Wachleute „steuern“. Es sei einfach „praktikabel“, die Ausländer mit ihren völlig anderen Problemen nur „nach und nach“ hereinzurufen, „schubweise“, je nach Kapazitäten der Sachbearbeiter.

Und gestern, so versichert der Chef der Wohnungshilfe, seien „wieder alle untergebracht worden.“ Allerdings auch in Plätzen, die bisher den Aus-und verbliebenen Übersiedlern vorbehalten waren. Die Behörden fürchten, daß dies zu Problemen, eventuell Übergriffen führen wird. „Eine Übergangslösung“, so die Sozialbehörde. Es müsse schnell eine Alternative gefunden werden. Problem: Viele Vermieter knüpfen Auflagen an die Mietverträge — nur Familien, nur Osteuropäer, keine Afrikaner.

Die Wohnungshilfe steht mal wieder und immer noch mit dem Rücken zur Wand. Gehlhaar hofft deshalb vor allem auf die „Umsteuerung“, die er seit über einem Jahr vorantreiben soll: Daß die Kampa-Häuser für Aussiedler (über die Kreditanstalt für Wiederaufbau finanziert) fertig werden und dadurch Plätze in Übersiedlerheimen frei werden. In Horn-Lehe soll außerdem ab April eine Mobilheimanlage 150 Plätze für Erstunterbringung bieten. Vor rund zwei Wochen hat Minister Stoltenberg zugestimmt, die Wilhelm-KaisenKaserne umzuwidmen — bisher durften auch hier nur Übersiedler, aber keine Asylbewerber einziehen.

Die Umsteuerung sei jedoch nur mit politischen Mitteln auch konsequent umzusetzen, betont Claus Gehlhaar. Möglichkeiten für neue Projekte schätzt er sehr gering ein. Also demnächst wieder Bunker? „Die sind in Bremen politisch nicht mehr durchsetzbar“, meint der Leiter der Wohnungshilfe. ra

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