: RAF-Attentäter „Stefan“ erkannt
Fahrer von Rohwedder will den mutmaßlichen Herrhausen-Attentäter „Stefan“ wiedererkannt haben ■ Von Klaus-Peter Klingelschmitt
Frankfurt/Main (taz) — Einer der mutmaßlichen Terroristen, die nach Angaben des „Kronzeugen“ der Bundesanwaltschaft an dem Bombenanschlag auf Alfred Herrhausen in Bad Homburg beteiligt gewesen sein sollen, ist vom Fahrer des am 1.April 1991 ermordeten damaligen Treuhand-Präsidenten Detlef Rohwedder wiedererkannt worden.
Wie der Sprecher der Bundesanwaltschaft, Hans-Jürgen Förster, gestern in Karlsruhe mitteilte, habe der Fahrer auf einem nach den Angaben des „Kronzeugen“ Siegfried „Siggi“ N. angefertigten Phantombild den mutmaßlichen Herrhausen-Attentäter „Stefan“ identifizieren können. Der Mann soll sich während eines Urlaubs der Familie Rohwedder auf der Karibikinsel Barbados Ende 1990 mehrfach mit ihm unterhalten haben.
Förster bestätigte damit einen Bericht der 'Bild-Zeitung‘ vom Freitag. Nach Angaben des Blattes habe sich jener „Stefan“ dem Fahrer am Strand als ein aus der DDR geflüchteter „Aussteiger“ vorgestellt und einen Paß der Bundesrepublik Deutschland vorweisen können. „Stefan“ soll den Chauffeur nach dessen Arbeit befragt und sich immer wieder — „am Strand oder in der Bar“ — an die Rohwedders und den Chauffeur „herangemacht“ haben, schrieb 'Bild‘ unter Berufung auf einen Informanten aus dem Bundeskriminalamt. Auf dem Fahndungsfoto wiedererkannt habe der Chauffeur besagten „Stefan“ an seinen auffallend weißen Zähnen. Die Hinweise des Fahrers, so Oberstaatsanwalt Förster, würden derzeit noch „überprüft“.
Inzwischen gibt es Hinweise darauf, daß der „Kronzeuge“ Siegfried N. bereits in den frühen 80er Jahren Kontakt mit der seit 1984 steckbrieflich gesuchten mutmaßlichen Terroristin Andrea Klump gehabt habe, die nach Angaben der Bundesanwaltschaft von N. der Tatbeteiligung bei dem Attentat auf Herrhausen bezichtigt wurde. Eine Bestätigung dafür gab es allerdings von offizieller Seite nicht. Zu dieser Zeit soll sich N. in Bad Homburger „Anti-Startbahn- Kreisen“ bewegt haben — nach seinem Austritt aus den Grünen Ende 1982/Anfang 1983.
Dort sei er allerdings „als Einzelgänger mit Skepsis behandelt“ worden. Nach Darstellung des hessischen Landesamtes für Verfassungsschutz soll Siegfried N. in den Jahren 1982 bis 1986 Informant des Amtes gewesen sein.
Sechs Stunden lang tagte gestern in Wiesbaden der Parlamantarische Kontrollausschuß für den hessischen Verfassungsschutz. Nach Angaben des Sprechers des hessischen Innenministeriums, Gert-Uwe Mende, hätten sich alle Mitglieder des Ausschusses am Ende darauf verständigt, keine Erklärungen zum Beratungsgegenstand abzugeben.
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