: Tropenholz für Behörden-Türen
■ Umweltstaatssekretär will die Verwendung von Tropenholz in öffentlichen Gebäuden erlauben/ Der rot-grüne Senat hatte Verzicht beschlossen
Berlin. Künftig sollen Senatsverwaltungen, Bezirksämter sowie öffentliche Gebäude wie Schulen und Büchereien wieder Tropenhölzer verwenden dürfen. Dafür setzt sich ausgerechnet der Staatssekretär der Umweltverwaltung, Lutz Wicke, ein. Der CDU-Politiker hält den bisher »völligen Boykott« von Tropenholz zwar »für gut gemeint«, glaubt aber, daß dies weder dem Regenwald noch den dort lebenden Menschen nütze.
Die Tropenländer, die eine vernünftige Forstwirtschaft betrieben und nur so viel Bäume fällten, wie sie neue anpflanzten, würden mit dem Boykott diskriminiert, bemängelt Wicke. Gegenüber der taz betonte der Staatssekretär, daß die Importeure des umstrittenen Holzes gemeinsam mit dem Umweltbundesamt, der Gewerkschaft Holz und Kunststoff und Umweltverbänden wie World Wide Found (WWF), Oroverde sowie dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) an der Kontrolle einer umweltverträglichen Holzgewinnung arbeiteten. Ein spezielles Umweltzeichen soll Käufer darauf hinweisen.
Wicke konnte nicht abschätzen, wieviel Urwaldholz in öffentlichen Gebäuden verbaut werden wird, wenn die Verwendung erlaubt werde. Es handele sich aber nur um kleine Bestände für Fensterrahmen, Türen, Wand- und Deckenverkleidungen.
Für Reinhard Behrend vom Hamburger Verein Rettet den Regenwald ist Wickes Vorstoß »vollkommen unverständlich«. Wenn der Beschluß des rot-grünen Senats vom November 1990, auf Tropenholz in öffentlichen Gebäuden zu verzichten, rückgängig gemacht werde, »wird Berlin auch zur deutschen Hauptstadt, was die Vernichtung des tropischen Regenwaldes angeht«. Nur aufgrund massiver Proteste der »Regenwaldpaten« sei erreicht worden, daß in den letzten Jahren der Import von Tropenhölzern um ein Viertel gedrosselt worden sei. Angesichts dessen, daß bereits die Hälfte der Tropenwälder abgeholzt sind, sei dies ohnehin nur ein bescheidener Erfolg.
Aufgrund der vielen Bauvorhaben in und um Berlin befürchtet Behrend, daß sich der Trend wieder verschlechtere. Gleichzeitig würde Wicke mit seinen Überlegungen die Hauptstadt gegenüber westdeutschen Großstädten ins Abseits stellen. Städte wie München und Frankfurt am Main dächten nicht daran, die bei ihnen beschlossenen Verbote aufzuheben.
Stefan Schardt, Referent des Hauptvorstandes der Gewerkschaft für Holz und Kunststoff, bestätigte, daß mit der bundesdeutschen Holzwirtschaft ausgehandelt werde, nur noch Tropenholz aus »nachhaltiger Wirtschaft« einzuführen. Das geplante Umweltzeichen solle von Kontrolleuren der Internationalen Tropenholz-Organisation (ITO) vor Ort vergeben werden. Die erste Stufe der Vereinbarung soll bereits im kommenden Jahr in Kraft treten, kündigte Schardt an.
Peter Foerster-Baldenius, Referatsleiter für ökologischen Städtebau in der Bauverwaltung, hält die Erwartungen des Umweltstaatssekretärs und der Gewerkschaft für zu optimistisch: »Die Zertifikate für Tropenholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft sind theoretisch wunderbar, aber derzeit nicht durchführbar.« Die Bauverwaltung wolle daher keine Änderung der bestehenden Verordnung. Thomas Marheinecke
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