Alles gaaanz gaaanz billig...

■ ... nur die Lakritzschnecken nicht / Dabei ist heute schon der 2. Tag im WSV

„Wo bitte gibt's hier die billigen Lakritzschnecken?“ Die Verkäuferin, notdürftig den Wühltisch mit den heruntergesetzten BH's ab Körbchengröße D sortierend, streifte Max kurz mit einem verwunderten Blick.

„Max, komm sofort her!“ hörte Max seine Mutter rufen — sehen konnte er vor lauter Leuten um ihn herum nichts. Sein Fünfmarkstück in der Faust — sein mühsam im voraus ergattertes Februartaschengeld - lief er in die Richtung, aus der die Stimme kam. „Du hast gesagt, wir müssen unbedingt in die Stadt, weil heute alles viiiel billiger ist...“, maulte Max. „Aber die Lakritzschnecken kosten trotzdem überall zehn Pfennige!“

„Vielleicht finden wir noch welche“, versuchte die Mutter, den Sohnemann bei der Stange zu halten. Das hatte frau nun davon, die Brut zur Sparsamkeit zu erziehen. Ging es doch um Ersparnisse ganz anderer Art! Da waren doch diese tollen italienischen Schuhe, von 329,-auf nur noch 269,-runtergesetzt... Die sehen bestimmt toll aus zum neuen Ledermini, dachte die Mutter, Unterhosen für 2 Mark 95 aus dem Wäscheberg suchend.

Gut, daß dieser Tisch in der Abteilung „Junge Mode“ stand, in dieses Wühlghetto auf der mittleren Etage hätte sie sich ja nicht gestürzt. Wenn einen da jemand sieht... „Ich will sofort billige Lakritzschnecken! Und Salmis!“ Max fand es mittlerweile langweilig, dem älteren, distinguierten Ehepaar in der Pelzabteilung bei der Anprobe der reduzierten Pelzmäntel mit lauten „Das-ist- ja-billig“-Rufen die Schamesröte ins Gesicht zu treiben.

„Hör zu, Max, du kriegst nachher einen Zehner, wenn du jetzt noch eine Weile lieb bist, okay?“ Mist, es gab zum Verrecken keine runtergesetzten Leggins. Zumindest keine schönen. Dabei würde das gut passen zum gerade erstandenen, ganze fünfundzwanzig Prozent billigeren Kashmir-Pullover. Und zu den T-Shirts, fünf Stück für 24,-.

„Au ja, aber dann gehen wir endlich zu den billigen Lakritzschnecken! Mit einem Zehner kann ich ja noch viiiel mehr sparen!“

skai