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„Mir redet keiner rein“

■ Petra Kelly über ihre neue Sendung „Fünf vor Zwölf“

taz: Warum machen Sie Ihre Sendung ausgerechnet im kommerziellen Fernsehen?

Kelly: Es hat noch nie ein Angebot vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen gegeben. Außerdem kam das vom blauen Himmel herab. Ich hab mir gesagt, wenn ich hier wirklich keinen Maulkorb habe und mir keiner reinredet, wenn ich auch redaktionell mitberaten, mitarbeiten kann, dann mache ich das. Ich will möglichst viele Menschen erreichen und bringe Themen ein, die mir am Herzen liegen, beispielsweise ein Porträt des Sicherheitsdirektors von Tschernobyl, der krank ist und nicht mehr viel Zeit hat. Die Arbeit für Sat.1 ist für mich ein weiterer Baustein, Nachrichten und Kritik zu vermitteln.

Das Programmumfeld bei Sat.1 stört Sie nicht?

Mich stören alle Programme, ich bin Fernsehmuffel und find die ganze Fernsehlandschaft ziemlich schlecht. Aber ein Umweltprogramm, wenn es auch klein ist, das ist besser als gar keins. Mir ist besonders wichtig die Verbindung von kinderbezogenen Rechten, Umwelt und Gesundheit. Ich habe bislang keine Möglichkeit gesehen, das anzusprechen. Was die Programme angeht, habe ich keinen Wunschkanal. Sat.1 hat zum Beispiel Spiegel TV, das ist ein sehr gutes Programm. Talk im Turm ist die einzige gute Talksendung, die bleibt kontrovers und hat ein sehr hohes Niveau — alle anderen finde ich sehr oberflächlich. Ich sehe das hier als Ergänzung zu meiner Arbeit. Hier redet mir keiner rein. Dagegen bin ich bei den Öffentlich- rechtlichen schon mehrmals aus Sendungen ausgeladen worden, wenn es zu brisant wurde.

Sie haben keine Schwierigkeiten damit, daß ein paar Stunden später Softpornos laufen?

Die laufen inzwischen überall. Aber bei RTLplus, da hätte ich das nie gemacht. Das ist für mich eine Grenze, da hab ich auch schon Sendungen abgesagt. Kritik habe ich am Fernsehen insgesamt. Sonst dürfte ja auch eine Jutta Ditfurth nicht bei Explosiv von RTLplus auftreten. Da ist die taz nicht kritisch. Es gibt auf jedem Kanal — da klammere ich RTLplus mal aus — qualitativ gute Sendungen. Ich habe noch nie viel mit dem Fernsehen gemacht und mir jetzt etwas ausgesucht, hinter dem ich stehe.

Als Feigenblatt für Sat.1 fühlen Sie sich nicht?

Nein. Das ist eigentlich eine Ironie: Die deutsche Presse, die ja nicht sehr viel wahrnimmt von dem was ich mache, und mich ignoriert, die meint jetzt, ich sei das große Aushängeschild. Das ist ein Widerspruch. Interview: kotte

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