: Müssen US-Präsidenten gute Ehemänner sein?
Washington (ap/taz) — Das persönliche Profil, das ihre bislang farblosen Präsidentschaftskandidaten so dringend brauchen, hatte sich die Demokratische Partei in den USA etwas anders vorgestellt. Ausgerechnet ihr größter Hoffnungsträger im Rennen um den Sitz im Weißen Haus, Bill Clinton, mußte am Sonntag im amerikanischen Fernsehen zu Berichten über eine angebliche langjährige außereheliche Liebesaffäre Stellung nehmen. Der Gouverneur des Staates Arkansas trat die Flucht nach vorn an und schleppte seine Frau Hillary gleich mit vor die Kameras des Fernsehsenders CBS. Wahlkampfberater hatten dem 45jährigen Politiker zu diesem Schritt geraten, nachdem die Gerüchte über die Liebesaffäre wenige Wochen vor der ersten Vorwahl im Staat New Hampshire dessen Wahlkampf zu überschatten drohten.
Clinton führt derzeit in Meinungsumfragen das Feld der fünf Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur der Partei an. In einem Boulevardblatt hatte kürzlich eine Frau namens Gennifer Flowers berichtet, sie habe von 1977 bis 1989 ein Verhältnis mit Clinton gehabt. Die Frau, die mit dem Blatt einen Exklusivvertrag hat, will auch über Tonbandmitschnitte von Telefongesprächen zwischen ihr und dem Gouverneur verfügen.
Daß er die Frau kennt, bestritt Clinton nicht, wohl aber, je ein Verhältnis mit ihr gehabt zu haben. Die Frage, ob er seiner Frau jemals untreu gewesen sei, wollte Clinton nicht beantworten. Der Gouverneur stellte seinerseits die Frage, ob in der Politik heute die Regel gelte, daß man nicht für ein Amt kandidieren könne, wenn man Probleme in der Ehe habe und es dabei Dinge in der Vergangenheit gebe, über die man nicht sprechen wolle. Ob dem Kandidaten die Gerüchte über einen Ehebruch tatsächlich zum Verhängnis werden, bleibt abzuwarten. In den ansonsten prüden US-Medien wurde darüber räsonniert, daß es in der Geschichte der USA wohl nur zwei monogame Präsidenten gegeben habe: Richard Nixon und Jimmy Carter. Und beide seien nicht gerade erfolgreiche Präsidenten gewesen. anb
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen