: NVA-Offiziere im Angebot
Tübingen (taz) — Waren NVA-Offiziere potentielle Mörder? Oder gar richtige? Ganz im Gegensatz natürlich zu den guten, menschenfreundlichen Soldaten der US- Army oder der Bundeswehr? Alles Unsinn, Mörder, Bundeswehr, NVA. Die Jungs sind ganz anders, meint der Flottillenadmiral a.D. und „erfahrene Manager“ Elmar Schmähling.
In einer Presseerklärung der Firma „Czisnik und Partner — Personalberatung (seit 1981)“ aus Hamburg- Schenefeld werden gleich zwei gute Werke bekanntgegeben: Erstens hat die Firma sich um „einen kreativen und erfahrenen Manager“ verstärkt, nämlich um den „Herrn Flottillenadmiral a.D. Elmar Schmähling“. Zweitens: Pensionär Schmähling, jetzt erfahrener Manager, hat im Rahmen seines neuen Jobs „Kontakt zu Offizieren der Nationalen Volksarmee bekommen“. Dabei hat er festgestellt, daß „hier ein bisher weitgehend ungenutztes Potential für untere, mittlere und gehobene Führungspositionen vorliegt“. Vorliegt! Leider haben es diese bedauernswerten Menschen bei ihren Bewerbungen besonders schwer, da ihnen „auch in ihrer engeren Heimat“, wie Schmähling beobachtet hat, „Vorurteile entgegenschlagen“. Sie werden gar „als Repräsentanten des jetzt überwundenen Systems gesehen“ und „in die Nähe von Untaten gebracht“.
Irgendwie ist das nicht fair, meint der Admiral. Läßt es doch die Verdienste dieser Korps-Brüder um den „jetzt gemeinsamen deutschen Staat“ außer acht, „den sie wohl kaum aktiv, aber doch durch ihre Zurückhaltung in den Tagen der Wende mit ermöglicht haben“. Erschüttert, dankbar, ja gerührt wenden auch wir uns nun dieser zurückhaltend-revolutionären „Personengruppe“ zu, beäugen voller Sympathie dieses „Personalreservoir“, zu dem „recht oft ausgesprochen verantwortungsbewußte und qualifizierte Menschen gehören“. Bloß: Was haben die eigentlich gelernt? Draufbomben? Abknallen? Stechschritt? Keineswegs. „Erweiternde Studiengänge in der UdSSR haben sie absolviert“, die sie nun bei Bundeswehr oder friedliebenden Rednecks fortsetzen könnten. Und so will Schmähling seine Kameraden von drüben in die soziale Marktwirtschaft integrieren, gegen Provision natürlich. Die Jungs, so hören wir, lassen sich in sogenannten „Umschulungskursen“ bereits umerziehen. Christian Gampert
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