Übergangener Beirat

■ „Deutsches Haus“: Verkauf ohne Ausschreibung

Zum zweiten Mal hatte der Beirat Mitte am Montag abend den Verkauf des „Deutschen Hauses“ auf der Tagesordnung. Und wieder fiel kein Beschluß zu diesem Deal, den der Senat noch vor der Regierungsbildung und ohne Beteiligung des Beirats durch die Ausschüsse gebracht hatte. „Solange wir keine Akteneinsicht bekommen, können wir keine seriöse Entscheidung treffen“, begründete Beiratssprecher Werner Steinberg (CDU) den Standpunkt.

Nach dem eindeutigen Votum war für die eigens eingeladenen Vertreter aus Innen- und Finanzbehörde klar, daß der Beirat seine Chance vertan hat. Die beiden Beamten ließen denn auch durchblicken, daß der Verkauf an die Bremer Landesbank nun ohne den Beirat abgewickelt werde. „Ich glaube, nein ich hoffe, nicht richtig verstanden zu haben“, war Peter Puppe von den Grünen fassungslos. Schließlich sei es die Behörde, die „das gesamte Verfahren unnötig verzögert“.

Die Recherchen einzelner Beiratsmitglieder hatten nämlich ergeben, daß erste Verhandlungen schon im März begonnen hatten. Trotzdem habe bisher niemand schlüssig erklären könen, warum das Deutsche Haus am historischen Markt für rund zwei Millionen Mark verkauft und für sieben Millionen umgebaut werden muß, warum sich kein anderer investitionswilliger Pächter gefunden hat. Das hätte nach Ansicht der Beiräte keineswegs eine bremische Lösung sein müssen. „Hier werden augenscheinlich Vermögenswerte bremisch verkungelt“, schlußfolgert aus der gesamten Debatte ein Grüner aus dem Publikum.

Am Morgen vor der Sitzung hatten sich die Beiräte durchs „Deutsche Haus“ führen lassen und sich überzeugt, daß das Baudenkmal mit seinen vielen Treppen tatsächlich schwierig zu bewirtschaften ist. „Aber wer sagt denn, daß das gesamte Haus gastronomisach genutzt werden muß?“ Darauf erhielten die Stadtteilpolitiker keine Antwort. Auch nicht auf ihre Frage, ob es nicht zweckmäßiger sei, das Haus zu entkernen und von innen völlig neu aufzubauen. Darüber nachzudenken sei nicht ihre Aufgabe, hatten die Behördenvertreter ihnen erklärt. ra