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Bonn plant Tegel als Regierungsflughafen

■ Bericht für den Bundesverkehrsminister: »Tegel sichert kurze Wege«/ Auto- und Bahntunnel trotz Umweltbedenken mitten durch den Tiergarten

Bonn/Berlin. Auch nach Fertigstellung eines neuen Großflughafens südlich von Berlin könnte der Flughafen Tegel die Rolle eines Regierungsflughafens übernehmen. So lautet das Fazit eines Untersuchungsberichtes für den städtebaulichen Ideenwettbewerb zum Regierungsviertel, den Bundesverkehrsminister Günter Krause (CDU) in Auftrag gab. Tegel sichere kurze Wege zu allen zentralen Einrichtungen des Bundes und stelle für Protokollverkehre mit ausländischen Staatsgästen mehrere attraktive Straßenverbindungen wie die Straße des 17. Juni zur Verfügung, heißt es in dem 126seitigen Werk. Eine gute Schienenanbindung über U- und S-Bahn sei — nicht nur für eine Übergangsphase — wichtig.

Die Gutachter von vier verschiedenen Planerbüros sprechen sich bei den »verkehrlichen Vorgaben für den Wettbewerb« dafür aus, den geplanten Nord-Süd-Auto- und Fernbahntunnel »extrem« nach Westen zu verschieben. Die beiden Röhren würden den Tiergarten in der Mitte und die Kongreßhalle unterqueren. Der Autotunnel würde an der Invalidenstraße enden, die Eisenbahn unterirdisch in den Lehrter Bahnhof rollen. Die Gutachter weisen zwar darauf hin, daß Verkehrssenator Herwig Haase und Umweltsenator Volker Hassemer (beide CDU) gegen die »Konsulatstraße« seien, weil Bahnsteige unzulässigerweise in Kurven liegen würden sowie »unvermeidbare und unvertretbare Eingriffe« insbesondere im Nordufer der Spree vorgenommen werden müßten. Doch die von Berlin favorisierten Tunnelführungen direkt unter oder nahe an dem Regierungsviertel würden zu stärksten Einschränkungen bei der oberirdischen Bebauung führen.

Der Transrapid soll aufgrund erheblicher verkehrlicher und städtebaulicher Probleme bei dem Wettbewerb unberücksichtigt bleiben. Dagegen sollen durch das Regierungsviertel mehrere Straßenbahnlinien führen, weil es nicht allein durch Schnellbahnen erschlossen werden könne. Die Gutachter wollen in »manchen Gebieten« den Anteil des motorisierten Individualverkehrs auf 10 Prozent reduzieren — derzeit sind 60 Prozent üblich. Der Senat strebt bisher ein Verhältnis von 80 Prozent öffentlichem zu 20 Prozent individuellem Verkehr an.

Das Bundesverkehrsministerium wollte zu dem Untersuchungsbericht keine Stellungnahme abgeben. Mit Berlin müsse man sich noch einigen, ob der zentrale Umsteigebahnhof am Lehrter Bahnhof oder an der Friedrichstraße entstehen soll, sagte Krauses Sprecher Gert-Jürgen Scholz. Der Bundesverkehrsminister setzt sich derzeit vehement für einen Kreuzungsbahnhof Friedrichstraße ein. Der städtebauliche Wettbewerb soll im April ausgelobt werden. Bis dahin müssen sich Bonn und Berlin auf die Vorgaben zum Wettbewerb geeinigt haben. Dirk Wildt

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