piwik no script img

Warme Suppe auf'm Acker

■ Aktion des Frauenprojektes gegen die Razzien am Drogenstrich

„Die hier haben doch alle Aids“, sollen die Polizisten den Freiern am Drogenstrich in der Friesenstraße mehrfach gesagt haben. „Gehen Sie doch besser in die Helenenstraße“, würden sie die Freier auffordern. Das zumindest erzählen die MitarbeiterInnen vom Frauenprojekt des Vereins für Akzeptierende Drogenarbeit, AK-Drogen.

Seitdem Innensenator Friedrich van Nispen mit Polizeigewalt gegen die Drogenszene im Viertel vorgeht, würden die Frauen aus den Fahrzeugen der Freier geholt, durchsucht und wegen illegaler Prostitution angezeigt.

Nur vorübergehend könnte so der „verständliche Wunsch“ der Anwohner, die Friesenstraße zu beruhigen, erreicht werden. „Eine Problemlösung ist das aber nicht“, betont Rike Griske vom Frauenprojekt in der Schmidtstraße. Denn mit Angst könnte das „sozial erwünschte“ Verhalten in bezug auf Abhängigkeit und Sexualität nicht erzielt werden.

Weil sich Belastungen und Gefahren rund um die Prostitution stattdessen potenzieren werden, gingen die Mitarbeiterinnen vom AK am Donnerstag abend auf die Straße. Am Ziegenmarkt überreichten sie den Freiern Flugblätter mit Kondomen. Den drogenabhängigen Prostituierten servierten sie Kaffee und Suppe und tauschten Spritzen am Infostand. In ihrem Flugblatt fordern sie „eine Alternative zur Friesenstraße, die es den Frauen ermöglicht, unter größtmöglichem Schutz und ohne Strafverfolgung der Prostitution nachzugehen.“

Denn unter dem gegenwärtigen Verfolgungsdruck, Vereinzelung und gleichzeitig schwindender sozialer Kontrolle würde die Gewalt von Freiern zunehmen. Gleichzeitig würden die Frauen dies aus Angst vor ihrer eigenen Kriminalisierung weniger anzeigen. Der AK Drogen mutmaßt außerdem, daß die Prostituierten der Forderung nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr eher nachgeben werden und auch die Preise herunterdrücken lassen.

Nach einer „Erfolgsstatistik“ der verstärkten Einsätze rund um die Friesenstraße befragt, mußte die Polizeipressestelle jedoch passen: „Maßnahmen gegen den Prostituiertenstrich können wir nicht bestätigen.“

Weder im Januar noch in der vergangenen Woche habe es mehr Anzeigen als sonst gegen Freier und Prostituierte gegeben: „Die können Sie an einer Hand abzählen“, versicherte Polizeipressesprecher Haupt der taz. ra

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen