Die Aura des Erhabenen

■ Warum auch ein Sammlermuseum nichts als Besucher braucht

Kaum ist es eröffnet, da haben wir schon fast vergessen, daß wir's haben: Unser frischgebackenes, ofenwarmes Neues Museum Weserburg, welches voll ist bis unters Gebälk mit wunderbarer Kunst, bietet uns leider den Spezialfall eines Kristalls, der nicht funkelt. Ein bißchen ist es, als wäre die Kunst jetzt zufrieden, unter sich zu sein; als wären wir, die Besucher, die immer seltener hingehen, dem Museum und den Politikern, die es unbedingt wollten, inzwischen gleichgültig.

Es ist für Ungeschulte ein ziemliches Abenteuer, durch diese 6000 Quadratmeter voller ästhetischer Brüche zu strolchen. Für Hilfen, Ermunterungen, Anregungen, für all die Vermittlungsarbeit, die doch in einem Sammlermuseum beinah das wichtigste wäre, fehlt das Geld. Eine einzige Pädagogin müht sich ab, an allen Enden zugleich zu sein.

Wer soll die Wankelmütigen locken und die Glubschäugigen führen? Wo können sich die Wandermüden mal unter Kopfhörern verkriechen? Wo findet man dies und wo das? Wer lädt mal der Reihe nach die Künstler ein, deren sonderbare Werke da zuhauf stehen? Wer dreht mal Videos über die Sammler? Wer soll all die spröde, fremdelnde Kunst in die Herzerfrischung verzaubern, die sie doch ist?

Einer aufgeweckte pädagogische Abteilung wäre halb so langweilig wie ihr Name, wäre eines der wenigen Mittel, mit dem die Weserburg sich überregional ein Profil sichern könnte: als Museum der Erlebnisse. Da wär schon was gewonnen für ein Haus, welches nicht eben die neueste Kunst zeigen kann und für die Wechselausstellungen, die anderswo für immer neue Leute sorgen, kaum Platz hat.

Wer heute in die Weserburggeht, hat eher das Gefühl, ungelegen zu kommen: Sitzgelegenheiten gibt es kaum, die zwei Rollstühle für Gebrechliche, gestiftet von der AOK, vergammeln im Wickelraum, ausliegende Blätter (gez. Deecke, Direktor) raunzen einen an, man möge doch seine „Gruppe oder Schulklasse“ beisammenhalten usw. Und falls es „Ihnen oder der Gruppe schwerfällt, diese leider notwendigen Regeln einzuhalten“, o ja, dann ist es möglich, „Sie leider aus dem Haus zu verweisen“. Wenn man jedenfalls da noch Lust gehabt hat, hineinzugehen. schak