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PEN-Zentren fordern Sanktionen gegen Iran

■ Reaktionen deutscher Autorenverbände auf den Jahrestag

Die beiden deutschen PEN-Zentren haben den dritten Jahrestag der Fatwa gegen Salman Rushdie zum Anlaß genommen, eine erste gemeinsame Presseerklärung herauszugeben, die erfreulicherweise den Nachweis bietet, daß die deutsche Sprache auch in heiklen politischen Angelegenheiten deutlich sein kann. Man konstatiert darin lakonisch, daß alle bisherigen Aktionen — also auch die „Briefe an Rushdie“ — „die Lage von Salman Rushdie in keiner Weise gebessert“ haben.

Deshalb sehen sich die beiden deutschen PEN-Zentren „gezwungen, effektive politische und wirtschaftliche Sanktionen gegen die Regierung des Iran zu fordern“. Sie „fordern die Bundesregierung dazu auf, am dritten Jahrestag der iranischen Mordhetze gegen Salman Rushdie öffentlich und auf diplomatischer Ebene ihren Protest einzulegen, die Revidierung des Todesurteils zu verlangen und klarzustellen, wie weit sie bereit ist, für die Durchsetzung dieser Forderung wirtschaftliche und politische Konsequenzen gegenüber der Regierung des Iran zu ziehen“. Die Glaubwürdigkeit von Politik hänge entscheidend davon ab, daß die Einhaltung der Menschenrechte nicht nur beschworen, sondern auch durchgesetzt werde.

Eine kurze Umfrage bei den weiteren für Gutes, Schönes und das Buch zuständigen Institutionen, ob und wie auf den heutigen Jahrestag reagiert werde, erbrachte den Befund einer umfassenden Amnesie. Der Verband deutscher Schriftsteller (VS), der diverse Jahrestagungen vorübergehen ließ, ohne sich zu diesem Fall zu äußern, hüllt sich auch heute in Schweigen. An Lesungen zu diesem Thema, öffentliche Diskussionen oder auch nur eine Erklärung hatte man nicht gedacht. „Größere Aktionen planen wir nicht“, hieß es gestern zögernd und freundlich. Und auf Nachfrage: „Nein, kleinere eigentlich auch nicht.“ Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V., im letzten Herbst auf Druck der Presse mit dem Fall Rushdie notwendigerweise befaßt (der Schlingerkurs der Einladungspolitik gegenüber iranischen Verlagen endete mit einem trotzigen, verspäteten und peinlichen Boykott), verwies nicht ohne Stolz auf eine Presseerklärung vom Januar 92, in der das Festhalten am Boykott iranischer Verlage bis zur Aufhebung der Fatwa verkündet wird. Zum heutigen Termin hat diese Handelskammer des freien Worts „im Grunde nichts geplant“. Wir haben im Grunde auch nichts anderes erwartet. ES

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