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Brasilien: Aktien gegen Schuldentitel

Europäische Bankiers haben es bei der Privatisierung auf die Filetstücke der Industrie abgesehen  ■ Aus Rio de Janeiro Astrid Prange

Um den Forderungen ausländischer Gläubiger nachzukommen, tauscht Brasiliens Regierung jetzt Schuldentitel gegen Aktien von Staatsbetrieben ein. Ein Konsortium von zehn europäischen Banken, darunter die Dresdner Bank, die Bayerische Vereinsbank, die BfG und die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG), will die Privatisierung nutzen, um Schuldentitel im Wert von über eine Milliarde Dollar zu versilbern. Zu dem Konsortium gehören außer den Geldinstituten Banken aus der Schweiz, Belgien, den Niederlanden, Portugal und Österreich.

Die Bankiers äußerten sich am Wochenende in Rio de Janeiro offen über den Sinn der geplanten Transaktionen. „Der Bankier interessiert sich nicht für die Firma als solche, sondern für den Betrieb mit dem größten finanziellen Rücklauf. Wir würden gerne mehr als wir ausgeliehen haben, zurückbekommen“, stellte Constant Rochat von der Union Bank of Switzerland klar. „Wenigstens ein Prozentsatz der Schulden ist dann getilgt. Und, wer weiß, vielleicht wirft der Betrieb nach zehn Jahren eine gute Dividende ab.“ Das Bankerkonsortium interessiert sich vor allem für die petrochemische Industrie Brasiliens. Auf ihrer Einkaufsliste stehen die Firmen Polisul und Copesul, letztere mit einem geschätzten Verkaufswert von 780 Mio. Dollar. Daß der Erwerb von einzelen Aktienpaketen die brasilianische Auslandsschuld von 120 Milliarden Dollar nicht wesentlich reduzieren wird, kümmert die Bankiers dabei wenig. „Der Schuldenberg verringert sich nie. Er wird immer weiter aufgerollt. Durch die Privatisierung kommen wenigstens neue Investitionen ins Land“, sagte Ernst Melik vom Creditanstalt- Bankverein. Gleichzeitig gaben die Konsortiumsmitglieder zu verstehen, daß Brasilien sich bei dem weltweiten Konkurrenzkampf um Kapital gehörig anstrengen müsse, um nicht den Afrikanern im Wettbewerb zu unterliegen.

„Die Brasilianer hätten mit den Filetstücken anfangen müssen, wie die Argentinier“, kritisiert Bernhard Rinke von der BfG die Regierung. Doch „Blue Chips“, wie der Ölkonzern Petrobras oder die Telefonholding Telebras sind unverkäuflich. Erst nach einer Verfassungsänderung könnten auch diese Staatsbetriebe privatisiert werden.

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