PORTRÄT EINER BUCHSTABENUMDREHERIN Von Pete di Scontent

Maren Gilzer hat Probleme. Und zwar mit Hosen. Denn jene sind der 27jährigen Buchstabenumdreherin des Sat.1-Glücksrads „meistens zu kurz“. Den Grund hat die langmähnige Strahlemieze messerscharf an einer körpereigenen Unkorrektheit festgemacht: „Meine Beine sind im Verhältnis zu meiner Größe doch sehr lang!“

Seit dem 7. November 1988 drehen jeweils drei Kandidaten pro Kommerzsendung am Sat.1-Glücksrad, wechseln sich die Moderatoren Peter Bond (ja genau, der Ex-Porno- Prinz) und Frederic Meisner beim Soft-Talk mit jenen ab.

Nur eine ist immer im Einsatz, Tag für Tag und Sendung für Sendung: Maren.

Es läuft immer gleich ab: Der Kandidat brummelt einen Konsonanten oder Vokal, und Maren dreht gekonnt jene an der Wand um, sofern das zu erratende Wort den vermuteten enthält. Tut es das, dann strahlt Maren und klatscht begeistert, tut es das nicht, dann guckt sie ganz enttäuscht, als gehe ihr selbst dadurch die Chance auf ein paar Märker, einen Goldbarren oder einen schicken Viertürer verloren.

Sagen tut sie nichts, denn: „Was gäb's da schon für mich zu sagen?“ Schade vielleicht oder ganz toll, riesig, phantastisch? Das ist nicht erstrebenswert für Maren, die erkannt hat, daß im Leben alles genauestens eingeteilt ist: „Ach nein, das sollen Peter Bond und Frederic Meisner ruhig machen.“

Maren hat schließlich auch ohne Oralarbeit genug am Hals. Wenn's nur das Buchstabenumdrehen wäre! „Heute zum Beispiel hat eine Frau den Sonderpreis gewonnen, und den habe ich dann präsentiert.“ Das ist dann stets eine furchtbar aufregende Sache. „Da sage ich zwar auch nichts, aber das ist schon abwechslungsreich.“ Und das ist längst noch nicht alles, was bei einer solchen Sendung passieren kann. „Bei der letzten Aufzeichnung heute ist auch jede Menge schiefgegangen. Die Zuschauer blitzen mit ihren Photoapparaten in die Kameras, und die fielen dann aus.“ Ein Trost bleibt Maren in dieser Zwickmühle: „Bald kriegen wir neue Kameras.“

Die gelernte Technische Zeichnerin rät im übrigen „immer“ auch selbst mit. „Und oft bin ich auch besser als die Kandidaten.“ Und das, „obwohl es manchmal ziemlich schwierig ist, aus diesem seitlichen Winkel die Buchstaben zu erkennen“.

Ja, das ehemalige Model ist nicht nur zum Angucken da, sondern weiß Bescheid. Über sich selbst zum Beispiel, daß „ich für das Publikum eine Identifikationsfigur bin“. Warum? „Man hat mich einfach gern, weil ich freundlich bin.“ Kurzum, das Leben ist eine Wolke für Maren. Mit ihrer Rolle ist sie „sehr“ zufrieden, auf ihre Figur muß sie „längst nicht mehr so wie früher achten“, weil man beim Glücksrad „das alles nicht so eng“ sieht, und wenn sie am Montag ins Studio kommt, „hängen da schon 15 Outfits für eine Woche“, die Maren nach Gebrauch behalten darf. Auch die Frauenkleiderordnung beim Privatfernsehen kommt Maren gelegen, denn „ich trage gerne kurze, enge Röcke“.

Und das Beste: Abends ist Maren trotz all dem Streß kaum müde, „ich leiste ja keine Denkarbeit“. Trotzdem geht Maren abends selten weg („zu stressig“), da hat sie lieber ihre Ruhe. Dann wird die Brünette doch schon auch mal zur Philosophin, die ihre Lebensaufgabe genauestens analysiert hat: „Ich drehe eben die Buchstaben um!“