: Schadstoffe in der Wohnung
■ Wird die Wohnqualität durch gesundheitsschädliche Stoffe beeinträchtigt, kann die BewohnerIn die Miete mindern und die Instandsetzung verlangen/ Schadstoffmessungen vornehmen lassen
Wer in seiner Wohnung unter Formaldehyd aus Spanplatten oder Per aus der Reinigung im Haus leidet und bleihaltiges Wasser trinken muß, braucht das nicht hinzunehmen. Das haben in jüngster Zeit eine ganze Reihe von Gerichtsurteilen bestätigt. Enthalten beispielsweise die neugekauften Möbel Schadstoffe, kann man sein Geld zurückverlangen. Wird die Wohnqualität durch gesundheitsschädliche Stoffe beeinträchtigt, kann der Bewohner die Miete mindern und die Instandsetzung verlangen. Ist die Sanierung der vier Wände nicht möglich, muß der Vermieter Umzugs- und Maklerkosten zahlen.
Mietern steht grundsätzlich auch ein Kündigungsrecht zu, wenn Gesundheitsgefahren in der Wohnung lauern. Aber Ulrich Ropertz vom Mieterbund in Köln meint: »Eine Mietkürzung ist wirksamer als das Recht auf Kündigung.«
Angesichts des angespannten Wohnungsmarktes sei das nur ein »Scheinrecht«. Außerdem ändere sich durch Kündigung nichts an der Belastung. Allerdings sollte man die Miete nicht nach Gutdünken kürzen, rät Ropertz. Es gibt Urteile, an denen man sich orientieren kann. Meist liegen die Sätze zwischen 10 und 15 Prozent, teilweise aber auch wesentlich höher. So hat das Landgericht Hannover entschieden: Wer mit Per zusammen in einer Wohnung leben muß, darf die Miete um bis zu 50 Prozent kürzen.
Voraussetzung für alle Ansprüche ist eine möglichst klare Beweisführung: Es empfiehlt sich, Geruchsbelästigungen und Krankheitsanzeichen zu notieren und ärztliche Atteste zu sammeln. Außerdem sollte man — zunächst auf eigene Kosten — Schadstoffmessungen vornehmen lassen. Meßinstitute können die Gesundheitsämter vermitteln. Sinnvoll ist auch eine juristische Beratung über die Erfolgsausichten einer Klage.
Schlecht stehen allerdings die Chancen, für die erlittene gesundheitliche Beeinträchtigung auch Schmerzensgeld zu bekommen. Deutschen Gerichten ist die Gesundheit nicht nur weniger wert als beispielsweise amerikanischen. In der Regel gelingt es auch kaum, die geforderten lückenlosen Beweise für die Ursache einer schadstoffbedingten Erkrankung beizubringen. sab
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