: Hoppe haarscharf am Ruhm vorbeigebobt
La Plagne (dpa) — Wolfgang Hoppe hat am Samstag den Platz auf dem Olympia-Thron in doppelter Hinsicht verpaßt. Der 34jährige verfehlte mit seiner Oberhofer Vierer- Crew Bogdan Musiol, Axel Kühn und Rene Hannemann nur um die Winzigkeit von 2/100 Sekunden oder 48 Zentimetern den Bob-Rekord aller Zeiten. Nach Silber in La Plagne geht er mit zwei Gold- und drei Silber-Plaketten in die olympischen Annalen ein. Nur Meinhard Nehmer (3/—/1) war als Pilot erfolgreicher, Bernhard Germeshausen (beide Oberhof) erkämpfte — bei Olympia meist als „Rucksack“ von Nehmer fahrend — dreimal Gold und einmal Silber.
„Zum Sprung auf den Thron habe ich vielleicht noch 1994 in Lillehammer Gelegenheit. Aber man wird ja nicht jünger“, wußte Hoppe. Nach vier Fahrten lagen die Oberhofer bei 3:53,92 Minuten nur einen Hauch hinter den von Ingo Appelt gesteuerten Österreichern (3:53,90) und vor dem eigentlichen Topfavoriten, dem Schweizer Gustav Weder (3:54,13). Stasi-IM Harald Czudaj, Pilot von Tino Bonk, Axel Jang und Alexander Szelig belegte nach einem Fahrfehler am ersten Tag Platz sechs„Ich bin auch mit dem zweiten Platz zufrieden. Hat man doch gesehen, wie eng es ist, wenn man um Medaillen kämpft“, sagte Hoppe.
Der zugleich frischgekürte Vizeweltmeister, der seinen WM-Titel an Appelt abgeben mußte, fügte hinzu: „Im dritten Lauf haben wir irgendwo Kratzer in die Kufen bekommen. Daran lag es vielleicht, daß wir einige Hundertstel verloren haben“, meinte Bogdan Musiol, der zu seiner siebten olympischen Medaille kam. Aber der sympathische Hoppe zeigte auch eine andere Seite: „Etwas traurig bin ich schon über den kurzen Abstand, aber andererseits muß ich auch froh sein, daß ich nach meiner Verletzung vom Januar überhaupt bei Olympia starten konnte.“ Glück hatte auch Rene Hannemann, der Tags zuvor noch mit Grippe darniederlag, doch zur Entscheidung topfit war: „Ich wollte eine Medaille, und ich habe sie bekommen.“
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