Nachbarschaftshilfe als Selbsthilfe

■ Projekt „Arbeit statt Sozialhilfe“ zieht nach zwei Jahren positive Bilanz

„Arbeit statt Sozialhilfe“ heißt das Projekt, das zehn Frauen die Möglichkeit zu einem privaten wie beruflichen Neuanfang bietet und gleichzeitig ein Modell für Nachbarschaftsbetreuung werden könnte.

Romana Kurz hat jahrelang von der Sozialhilfe gelebt, einen richtigen Job über längere Zeit hat sie nie gehabt. Da waren die Kinder, der Tod ihres Mannes, immer gab es Gründe, die den Einstieg in das Berufsleben verhindert haben. Vor vier Jahren begann sie dann, in der „Nachbarschaftshilfe“ tätig zu werden, zunächst als Honorarkraft. Das bedeutet stundenweiser Einsatz, auch Bezahlung nach Stunden. Die meisten Honorarkräfte verdienen unter 500,- Mark monatlich und bleiben somit unter der Grenze zur Sozialversicherungspflicht, die Abhängigkeit von der Sozialhilfe bleibt. Über ihre Arbeit in der Nachbarschaftshilfe erfuhr Frau Kurz dann von dem Kooperationsprojekt von Förderwerk e.V. und DPWV. Ohne ihre Beziehungen zum Dienstleistungszentrum Horn-Lehe hätte sie sich wohl kaum für das Projekt beworben. „Durch die langjährige Arbeitslosigkeit und die Abhängigkeit von der Sozialhilfe hätte ich nicht das Selbstbewußtsin gehabt, mich beispielsweise auf eine Annonce in der Zeitung hin zu melden.“ so die Mutter von

zwei Kindern. Romana Kurz betreute unter anderem eine 38jährige Rollstuhlfahrerin, half ihr bei der Hausarbeit, beschäftigte sie, lenkte sie von ihren Depressionen ab. Gleichzeitig konnte sie sich während ihrer Arbeitszeit beruflich wie allgemein weiterbilden und einen Abschluß als Schwesternhelferin machen.

Das Selbstbewußtsein von Romana Kurz ist durch ihre Arbeit im Projekt gestiegen. Es gab regelmäßige Treffen, Gruppen-und auch Einzelgespräche über die Erfahrungen und auch Belastungen beim Umgang mit den Betreuten, aber auch über persönliche Probleme durch den Einstieg in die Arbeitswelt, psychische Belastung, Probleme zu Hause.

Keine der acht Frauen, die bis zu Ende an dem Projekt teilgenommen haben, geht zurück in die Arbeitslosigkeit. Fünf machen eine Ausbildung und drei arbeiten weiter in der Nachbarschaftshilfe. Nur zwei Frauen haben aus persönlichen bzw. gesundheitlichen Gründen das Projekt vorzeitig abgebrochen.

Das Ziel ist, daß das Projekt einmal nicht mehr „Projekt“ ist, um dessen Fortbestand alle zwei Jahre verhandelt werden muß. Vorerst ist immerhin eine neue Zwei-Jahres-Frist des Projektes bewilligt, aber nur noch für sieben Teilnehmerinnen. Susanne Epple