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Jugendliche tot in geklautem Wagen

■ Unfall durch Raserei/ Erst am Montag hatten die Autoknacker 400 Diebstähle gestanden, waren jedoch von der Polizei wieder freigelassen worden/ Vorliebe für »Opel Kadett« und »Mazda«

Berlin. Ihr gefährliches Hobby wurde drei Jungen zum Verhängnis. Der 15jährige Lars L. und der 16jährige Marcel K. starben in der Nacht zu gestern bei einem Unfall mit einem geklauten Opel. Lars L., der den Wagen fuhr, hatte auf einer Landstraße in Brandenburg die Kontrolle über den Wagen verloren und war in ein Waldstück gerast. Ein 17jähriger Freund wurde dabei schwer verletzt und mußte ins Krankenhaus gebracht werden.

Zehnköpfige Berliner Autoknackerbande

Die Jungen gehörten zu einer zehnköpfigen Berliner Autoknackerbande im Alter von 15 bis 19 Jahren, deren Untaten erst Anfang der Woche aufgeflogen waren. Sie gaben am vergangenen Montag eine Serie von 400 Autodiebstählen zu, die sie in verschiedenen Bezirken der Stadt sowie Fürstenwalde, Königs Wusterhausen und Potsdam begangen hatten. Seit vergangenem Dezember klauten sie täglich sechs bis sieben Autos und benutzten sie zu Spritztouren und Einbrüchen in Sportgeschäfte und Kaufhallen.

Die Bande hatte eine Vorliebe für die Marken »Opel Kadett« und »Mazda«. Obwohl die Täter Hunderte von Autodiebstählen gestanden hatten, konnten ihnen erst etwa sechzig angelastet werden. In den anderen Fällen war die Erinnerung der Diebe so schlecht, daß die Polizei ihre Taten nicht zuordnen konnte.

Gegen zwei Autoknacker, 18 und 19 Jahre alt, erließ die Polizei Haftbefehl, die anderen kamen nach Polizeiangaben wegen fehlender Haftgründe wieder frei. Die Festnahmen und eindringlichen Ratschläge der Polizisten konnten die Autodiebe jedoch nicht davon abhalten, weiterhin Autos zu stehlen.

Für die Kriminalbeamten waren die drei Verunglückten keine Unbekannten. Erst Mitte Febraur war der 15jährige Lars von der Polizei wegen Autodiebstahls festgenommen worden. Vier Tage später war er wieder mit einem gestohlenen Wagen in Prenzlauer Berg ertappt worden. Der Autodieb reagierte aggressiv, er raste auf einen Polizeibeamten los, so daß dieser sich nur noch durch einen Sprung zur Seite retten konnte. Sein älterer Komplize wurde zwei Tage später in Lichtenberg gestellt. Er war rückwärts auf einen Beamten zugefahren und hatte erst aufgegeben, als ein Polizist die Waffe zog.

Mahnung an andere Jugendliche

Den für die Diebstahlserie zuständigen 48jährigen Kriminalhauptkommissar Horst D. erschütterte die Todesnachricht. Erst vor drei Tagen habe er versucht, »den Jungs klarzumachen, wie gefährlich diese irrwitzige Raserei ist«. Er hoffe, daß ihr Tod nicht völlig sinnlos sei und ihre Freunde zur Besinnung bringe. coe

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