Das dumme Rudel vom Rodel gelinkt

■ Sensationspresse fiel auf einen Schwindel der „Nachtwerk“-Redaktion herein

Berlin (taz) — Die Geschichte war so ganz nach dem Geschmack der Boulevard-Blattmacher: Ein Münchner namens Peter Rodel hatte eine Initiative mit dem programmatischen Namen „Männer wehren sich“ gegründet. Der Zweck seines Vereins bestand darin, Frauen zu „outen“, die ihre Karriere durch Bettgeschichten gemacht hätten.

Seinen ersten großen Auftritt hatte der Super-Macho in der Sendung Live aus dem Nachtwerk des Bayerischen Rundfunks. Schon vor der Ausstrahlung hatten viele Regenbogenbätter über Rodel berichtet. Tenor: Jetzt sind die Frauen dran. Rodel nannte Namen: Margarethe Schreinemakers, Wibke Bruhns, Brigitte Nielsen.

Am vergangenen Montag wurde er in der Live-Sendung interviewt. Die Einschaltquoten waren wegen der Vorab-Berichte der Sensationspresse erheblich gestiegen.

Nun kam raus: Peter Rodel heißt in Wahrheit Peter Riedel. Seine von den Nachtwerk-RedakteurInnen an die Presse herausgegebene Biographie ist frei erfunden. Die Visitenkarten des Racheengels sind gefälscht, auch seine Briefbögen sind fingiert. Der vermeintliche Frauen-Outer wurde vom Bayerischen Rundfunk engagiert, um in der Live-Sendung die Rolle des Chauvis vom Dienst zu spielen. Die Männer-Initiative hat es nie gegeben. Nun ist Bayern in Not: Die Boulevardpresse fühlt sich in ihrer Ehre gekränkt.

Auch die renommierte 'Münchner Abendzeitung‘ ('AZ‘) war auf den Schwindel reingefallen, hatte ihren LeserInnen Rodels Lügenmärchen tagelang auf Seite eins präsentiert. Nun hieß es maulend im Blatt: „So ein grober Unfug. Das kann der öffentlich-rechtliche Auftrag nicht sein.“ Auch die Pressestelle des Bayerischen Rundfunks fühlt sich verladen. Sie hatte die Journaille tagelang ahnungslos mit fingierten Informationen versorgt. Ein Pressesprecher meinte: „Das gibt Krach!“

Im Grunde aber muß man den RedakteurInnen vom Nachtwerk dankbar sein. Nicht dafür, daß mit ihrer Hilfe drei prominente Frauen öffentlich denunziert wurden. Um diese Gerüchte werden sich hoffentlich die Gerichte kümmern.

Nein — den MacherInnen der Live-Sendung ist es gelungen, die Boulevardpresse zu outen. Heuchlerischer geht's nicht mehr: „Gemein — TV behauptet: Frauen Karriere im Bett“ titelte das Berliner Massenblatt 'BZ‘ am vergangenen Samstag. Der Aufmacher war selbstverständlich mit drei Briefmarkenfotos von Bruns, Nielsen und Schreinemakers garniert. Immerhin: Nach dem BR-Schwindel ist Outing im TV erst mal out of the question. Claus Christian Malzahn