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Griechen boykottieren holländische Produkte

Athen (dpa/taz) — „Vorsicht! Dieses Produkt stammt aus einem Land, das eine antigriechische Haltung eingenommen hat.“ Das unschuldige Stück Fleisch unter der mit der Warnung gezierten Folie stammt aus den Niederlanden. Seit Mittwoch klebt die größte griechische Supermarktkette „Weropoulos“ die Kampf-Etikette konsequent auf alle Produkte niederländischer Herkunft. Heute will der griechische Verband der Supermarktinhaber mit einem allgemeinen Boykottaufruf gegen niederländische Waren folgen.

Der Verbraucherboykott gegen Waren aus anderen EG-Ländern mit angeblich antigriechischer Haltung nimmt täglich schärfere Züge an. Nach einem Aufruf von Presse und Verbraucherzentrale richten sich die Proteste nicht mehr nur gegen Waren aus den Niederlanden, sondern auch gegen Produkte aus Dänemark und Italien. Die Griechen protestieren damit gegen die Haltung dieser EG- Partner in der Frage einer Anerkennung der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik Mazedonien. Sie befürchten, eine völkerrechtliche Anerkennung des neuen Staates könnte zu Gebietsansprüchen Mazedoniens gegenüber Griechenland führen.

Die niederländischen Arbeitgeber äußerten sich besorgt über den Boykott. Erste Absatzprobleme hätten sich bereits bemerkbar gemacht. Viele Betriebe befürchten dauerhafte Absatzeinbußen. Die Arbeitgeber forderten die Regierung auf, alles zu tun, um die „Mißverständnisse“ mit Athen auszuräumen. Die niederländische Wirtschaft exportiert jährlich Waren für 2,1 Milliarden DM nach Griechenland. Mehr als 450.000 Holländer im Jahr machen dort Urlaub. Die Regierung in Den Haag hat inzwischen die portugiesische EG- Ratspräsidentschaft gebeten, in dem Konflikt zu vermitteln. Die Athener Regierung distanzierte sich von dem Boykott, erklärte aber, sie habe kein Recht, in diese von mündigen Bürgern durchgeführte Aktion einzugreifen. dora

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