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Nur die Wimpel bleiben Hildesheim

■ Abrüstung '92: Wehmütige Patenschafts-Feste mit den abziehenden Soldaten

Längst wirkt die Gallwitz-Kaserne in Hildesheim wie ausgestorben. Wo einstmals 450 Soldaten des Panzerbataillons 14 ihren Dienst taten, geht heute kaum noch ein Feldgrauer über den verlassenen Exerzierplatz. Die verbliebenen 90 Mann der Stabskompanie sitzen in ihren Büros und wickeln das Bataillon ab. Es soll im September offiziell aufgelöst werden.

Auch die 90 können bald nach Hause oder an ihre neuen Standorte gehen, denn in wenigen Wochen wird nur noch ein 16köpfiges Kommando übrig bleiben, das dann im September das Licht ausmacht. Vier Kompanien waren früher in dieser Hildesheimer Kaserne untergebacht. Jede von ihnen unterhielt eine Patenschaft zu einer Gemeinde in der Nähe Hildesheims. Was wird aus diesen Patenschaften? Was aus den Geschenken, die sich im Laufe der Jahre angesammelt haben?

Das Panzerbataillon 14 ist typisch für viele Truppenteile der Bundeswehr, die nach dem Ende des Kalten Krieges und dem Zerfall des Sowjet-Imperiums abrüstet. Von Flensburg bis Berchtesgaden gab es unzählige Patenschaften zwischen Bundeswehreinheiten und Dörfern oder Städten. Meist nahm die Gemeinde, zu der das Kasernengelände gehörte, die Soldaten unter ihre Fittiche, lud ganze Kompanien zu Schützenfesten oder zum Festessen ins Dorfgemeinschaftshaus, richtete Sportwettkämpfe zwischen Soldaten und den Vereinen aus. Die Bundeswehr stellte im Gegenzug Abordnungen zum Volkstrauertag oder veranstaltete Tage der offenen Tür. Kurz, die meisten dieser Patenschaften hatten sich prächtig entwickelt, nicht zuletzt durch den persönlichen Einsatz vieler Ortsbürgermeister und Einheitsführer.

Die 2. Kompanie des Hildesheimer Panzerbataillons unterhielt seit 1963 eine Patenschaft mit der Gemeinde Hoheneggelsen. Es war eine der ältesten ihrer Art überhaupt, entstanden aus dem Engagement einiger Privatleute, lange bevor Patenschaften auch im Bonner Verteidigungsministerium als probates Mittel erkannt wurden, den Rückhalt der damals noch jungen Bundeswehr in der Gesellshaft zu stärken. Als vor einiger Zeit bekannt wurde, daß das Bataillon und mit ihm seine Kompanien aufgelöst wruden, herrschte Katerstimmung. Das letzte große Fest zwischen Soldaten und Zivilisten trug schon Züge einer Trauerfeier. Ähnlich war es auch dieser Tage bei der offiziellen Auflösung der Patenschaft der Stabskompanie mit der Gemeinde Nordstemmen, die seit 1978 betanden hatte. Eine rechte Freude wollte nicht mehr aufkommen, Wehmut bestimmte die Ansprachen der Festredner.

Oberleutnant Michael Niemeier, im Bataillon für die Traditionspflege zuständig, bedauert, daß die enge Verindung mit den Bürgern nun zerbricht: –Einige unserer Kameraden waren jahrzehntelang hier, die haben die Freundschaft mit den Menschen aus der Gegend aufgebaut. Für sie ist es besonders hart zu sehen, wie sich ihre Bemühungen jetzt in Nichts auflösen. „Damit wenigstens die Erinnerung erhalten bleibt, hat Niemeier die Relikte der Patenschaften zusammengestellt: Bilder, Wimpel, Erinnerungsteller, Urkunden.

Die Geschenke würden natürlich nicht weggeworfen, versichert Niemeier. Im Stabsgebäude der zuständigen Brigade in Hildesheim werde ein Traditionsraum eingerichtet, wo all die Gegenstände aufbewahrt würden. Wenn auch einmal die Brigade aufgelöst wird? „Dafür gibt es keine konkreten Pläne“, antwortet Niemeier rasch, räumt aber nachdenklich ein: „Weiß man schon, was noch alles auf uns zukommt?“ Andre Uzulis/dpa

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