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Tragisch-symbolisch

■ betr.: "Was tötete Prof. Gerd Riege?", taz vom 22.2.92

betr.: „Was tötete Prof. Gerd Riege?“ von Claus Christian Malzahn, taz vom 22.2.92

In seinem Artikel hat Claus Christian Malzahn fleißig recherchiert und herausgefunden, daß Riege am 3.3.91 bei seiner Rede vor dem Bundestag 30mal von Zwischenrufen, teils beleidigend, unterbrochen wurde oder daß der Landesverband Thüringen in der entscheidenden Sitzung, „interpretiert man die Aussagen richtig“, Riege „regelrecht vorgeführt“ wurde. [...]

Die Medien haben nach Malzahns Ansicht nur „ihre Chronistenpflicht“ erfüllt, als sie vor der entscheidenden Sitzung ohne „Häme“ und „Hatz“ berichteten, drei PDS- MdBs seien IMs gewesen, die übrigen PDS-MdBs sähen aber keinen Grund, ihnen deshalb das Mißtrauen auszusprechen. Es ist keine glückliche Idee, das Argument der „Pflichterfüllung“ ins Spiel zu bringen, denn seit dem revolutionären Mauerschützenprozeß wissen wir, daß Pflichterfüllung vor Strafe nicht schützt.

Besser wäre es, einmal zu erwähnen, daß die Mitteilungen der Gauck- Behörde teilweise Denunziationscharakter annehmen. Noch besser wäre es aber, anstatt kleinlich nach Schuldigen zu suchen, das Tragisch- Symbolische des Falles Riege herauszustellen, denn hier ist ein Mann bei dem Versuch gescheitert, drei Dinge unter einen Hut zu bringen, die sich eben nicht unter einen Hut bringen lassen: ein reines Gewissen, ein öffentliches Amt und eine eigene Meinung.

Der Leitartikel der 'FAZ‘ vom 22.2.92 unter dem Titel „Zumutungen“ moniert deshalb auch folgerichtig, Riege habe an sein Gewissen zu hohe Ansprüche gestellt. Da haben die Hessen doch endlich einmal die Hosen heruntergelassen. Peter Neudendorf, Ost-Berlin

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