: Diskussion statt Überprüfung
■ betr.: "Ein Drittel der Grünen lassen sich prüfen", taz vom 19.2.92
betr.: „Ein Drittel der Grünen lassen sich prüfen“, Kurzmeldung Seite 5, taz vom 19.2.92
Der BuVo der Grünen macht es einem schwer, wenn die Aufforderung, sich überprüfen zu lassen, unter anderem damit begründet wird, über die Einsicht in die Stasi-Akten wolle er mit einem Kreis unabhängiger WissenschaftlerInnen in die grüne Deutschlandpolitik der vergangenen Jahre Klarheit bringen. Die Stasi als Instanz zur Beurteilung der Deutschlandpolitik der Grünen!
Ich sehe darin den Versuch von BuVo-Mitgliedern und Geschäftsführern, eigene Verantwortung, die sie vor Jahren in den Grünen hatten, auf die Stasi abzuwälzen. Dafür gebe ich mich nicht her. Daß der Stasi- Spitzel Dirk Schneider Einfluß in der Bundestagsfraktion und im damaligen BuVo in Deutschlandfragen ausüben konnte, hatte Gründe, die genug Stoff für selbstkritische Reflexionen abgeben und deren Besprechung längst überfällig ist. Zu einer solchen Diskussion bin ich gerne bereit — dazu ist die Entlarvung eines zweiten, dritten oder vierten Spitzels nicht vonnöten.
Zu dieser Diskussion könnte ich als ehemaliger westdeutscher Kommunist (von November 1945 bis zum Einmarsch der Warschauer-Pakt- Staaten in die CSSR 1969) einiges beitragen. Meine Trennung von der KPD war der Schlußpunkt eines längeren Auseinandersetzungsprozesses mit der Fragestellung: realer Sozialismus und Menschenrechte, Demokratie und Humanismus. Bei den Grünen habe ich später nicht wenige Leute getroffen, die Honecker und Co. nicht kritisieren wollten, weil sie —oftmals recht intolerant— glaubten, zusammen mit einer sich läuternden DDR und der realsozialistischen Welt eine „bessere“ Gesellschaft erreichen zu können. Einige von ihnen sind zur PDS gegangen, andere möchten, daß ich mich vor ihren Karren spannen lasse. Willi Hoss, Stuttgart
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