MIT KRIEGSGEWINNERN AUF DU UND DU
: Iraks Öl für Frankreich

Elf Aquitaine und Total sichern sich die Förderrechte  ■ Aus Paris Bettina Kaps

Die französischen Firmen wollen endlich Profite aus dem Golfkrieg kassieren. Nachdem sie beim Wiederaufbau von Kuwait von den Amerikanern verdrängt wurden, sind vor allem die Geheimverhandlungen der beiden französischen Erdölgesellschaften Elf Aquitaine und Total mit der Regierung in Bagdad weit gediehen. Die beiden Firmen haben Informationen der Zeitungen 'La Tribune de l'expansion‘ und des 'Canard Enchaine‘ bestätigt, wonach sie ihre Beteiligung an der Erdölförderung unterzeichnen wollen, sobald das UN-Embargo aufgehoben wird. „Irak mag unter Embargo stehen, das heißt aber nicht, daß es in Quarantäne ist“, sagte der Vorsitzende von Elf, Loik Le Floch-Prigent. Solange Bagdad die internationalen Gesetze nicht respektiere, würden keinesfalls Verträge unterzeichnet, versicherte der Industrielle.

Der Irak bietet den französischen Unternehmen seine beiden reichsten Ölvorkommen in Majnoun, 30 Kilometer nördlich von Bassrah, und Nahr Umar an der iranischen Grenze an, wo voraussichtlich über eine Million Barrel (je 159 Liter) pro Tag gefördert werden können. Das entspricht mehr als der Hälfte des französischen Verbrauchs. Im Gespräch ist die für die Firmen besonders interessante Produktionsbeteiligung. Dabei würden Elf und Total alle Kosten und Risiken der Exploration übernehmen, im Gegenzug gehörte ihnen die gesamte Produktion, bis alle Ausgaben gedeckt sind. Falls der Schachzug gelingt, haben die Franzosen einen strategisch wichtigen Zugriff auf die Region mit den weltweit größten Ölvorkommen (78 Prozent).

Ein weiteres Bonbon für die Franzosen: Bagdad will mit dem Ertrag aus der Ölförderung seine zivilen und militärischen Schulden bezahlen. Im Gegenzug, so der 'Canard‘, wünsche Saddam Hussein französischen Druck auf die UNO und die USA, damit das Embargo gelockert werde. Die Interessen beider Länder dürften sich da entgegenkommen.

Die UN-Resolutionen 706 und 712 hatten vorgesehen, daß Irak jährlich für 1,6 Milliarden Dollar Öl exportieren dürfte, um Lebensmittel und Medikamente zu kaufen. Bagdad hatte das Angebot abgelehnt, weil der Erlös auf ein Sperrkonto der UN fließen sollte. Allerdings dürften Verhandlungen über eine Lockerung des Embargos bis zu den amerikanischen Präsidentschaftswahlen im November auf Eis liegen. Unterdessen machte der Chef von Elf die amerikanische Konkurrenz für die Veröffentlichungen über die französischen Verhandlungserfolge verantwortlich: „Unsere Konkurrenten sind wohl zu der Auffassung gelangt, daß wir einen Vorsprung haben, und wollen uns stoppen.“