: Bremen setzt auf sanfte Bio-Tech
■ Biotechnologie, derzeit Stiefkind in der Bremer Region, als ihre Chance
Für eine „intelligente Wirtschaftsförderungsstrategie“ wollte sich der grüne Politiker Ralf Fücks immer schon stark machen, jetzt hat er als Senator für Umweltschutz und Stadtentwicklung hin und wieder auch ein Wort mitzureden. So durfte er gestern eine 1988 in Auftrag gegebene „Vorstudie“ über „Sanfte Biotechnologie für die Region Bremen“ vorstellen, die Arnim von Gleich und Prof. L.H. Grimme vom Fachbereich Biologie/Chemie der Universität Bremen erarbeitet haben.
Während etwa in der Gegend von Braunschweig und Hannover oder auch in Hamburg sehr viel mehr Betriebe mit gentechnischen Methoden arbeiten als im Raum Bremen, sieht von Gleich für Bremen eine Chance in der Entwicklung von Verfahren der „sanften Biotechnologie“. Der Unterschied zwischen den beiden „Pfaden“ begründet die grüne Vorliebe für den letzteren: Während die Gentechnologie in die Natur irreversibel eingreift, imitiert die „sanfte Biotechnologie“ die Mechanismen der Natur.
Bei der Joghurt-Herstellung und beim Sauerkraut ist das ein alter Hut, die Themen Kompostierung oder Öl-Bekämpfung sind aktuell, in Bremerhaven werden Krabbenabfälle auf nützliche Substanzen für Konservierungsstoffe hin untersucht, Fischabfälle für Kosmetika genutzt. Die Möglichkeiten der Natur sind längst nicht ausgeschöpft, sagt Arnim von Gleich.
„Umweltpolitik muß auch Struktur- und Technologiepolitik sein“, begründet Fücks seinen Anspruch, mitzureden, wenn es um das „Wirtschaftspolitische Aktionsprogramm“ (WAP) geht. In diesem Subventionsprogramm ist eine Abteilung „Öko-WAP“ eingerichtet worden, aus der bestimmte Firmenprojekte finanziert werden.
Wissenschaft, Wirtschaft und Staat müssen kooperieren, so könnte Bremen die „Lücke“ bei den sanften Biotechnologien nutzen, um sich „technologiepolitisch zu profilieren“. Derartige Kooperationen gibt es natürlich schon, bei der Entwicklung der wasserlöslichen Lacke für Daimler Benz war die Uni Bremen dabei, die Erforschung weniger giftiger Schiffslacke durch Seebeck wird vom Staat gefördert — Bremen soll mehr tun, das ist die Botschaft des neuen Umweltsenators. Der Autor der Vorstudie, von Gleich, hat verschiedene Arbeitskreise vorgeschlagen, in Bremerhaven ist ein „Entwicklungszentrum für angewandte Biotechnologie“ geplant, Fücks hat in den Koalitionsvereinbarungen ein „Institut für naturnahe Stoffe und Verfahren“ unterbringen können, dessen Gründung an der Universität aber noch nicht in die Wege geleitet ist. Neben schärferen staatlichen Bestimmungen können vor allem solche Hilfen indirekter Personalkosten- Übernahme oder direkter Zuschüsse die Unternehmen motivieren, in die von der staatlichen Wirtschaftsförderungsstrategie gewünschte Richtung zu gehen. „Der Topf des Öko-WAP ist viel zu gering“, sagte so auch Uli Draub, beim Umweltsenator seit Jahren für diesen Bereich der Umwelttechnologie verantwortlich. K.W.
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