„Um meine Spieler hab ich keine Angst“

■ Drogenstrich zum Weserstadion: Diskussion um Parkplatz-Projekt beginnt

„Das ist ja ‘ne schöne Aufwertung vom Weserstadion“, meint Willi Lemke zu dem Vorschlag, den Drogenstrich aus der Friesenstraße ans Weserstadion zu verlegen. Um seine Spieler habe er keine Angst — doch wenn er an die Jugendlichen denke, die rund ums Stadion täglich Sport treiben, findet er diese Lösung „unglücklich“. Doch der Standort ist nur einer der nachgeordneten Punkte aus dem Konzept „Drogenstrich“, das der Verein für Akzeptierende Drogenarbeit (AK- Drogen) vergangene Woche in die Diskussion brachte.

Denn der AK-Drogen fordert mit seinem Konzept vor allem einen speziell ausgerüsteten Parkplatz für die drogenabhängigen Prostituierten: In Nähe der Stadt und der übrigen Angebote (wie dem Übernachtungsprojekt Schmidtstraße), mit Holztrennwänden zwischen den einzelnen Stellplätzen und einem Betreuungsangebot in einem Bus. Dadurch wäre für die Frauen der nötige Schutz gewährleistet. Das „Parkplatzprojekt“ orientiert sich an einem ähnlichen Modell in Utrecht, das seit fünf Jahren erfolgreich arbeitet.

Die drogenabhängigen Prostituierten in Bremen begrüßen nach Aussage des Ak-Drogen eine solche „Infrastruktur“: Wäre damit doch die Einrichtung einer Toleranzzone verbunden, die sie vor der Polizei und Anzeigen wegen illegaler Prostitution, aber auch vor der Gewalt der Freier schützen würde.

Elke Steinhöfel, Drogenexpertin in der SPD-Fraktion, stellt sich dagegen strikt gegen ein „schäbiges Eroscenter auf der Weserwiese.“ Sie erneuert ihre alte Forderung, für drogenabhängige Frauen ein spezielles Programm aufzulegen: Die Frauen seien durch die Sucht und die Beschaffungsprostitution gesundheitlich und psychisch doppelt belastet. Steinhöfel: „Ihnen muß man vor allem Methadon, eine Unterkunft und Wege aus der Sucht anbieten.“

Die Behörden (Inneres, Soziales und Gesundheit) halten sich unterdessen noch zurück: Das Konzept sei „in der Prüfung“, und sie wollen erst nach dem Gespräch am runden Tisch, das der AK-Drogen für Donnerstag organisiert hat, Stellung nehmen. Guus van der Upwich, der Landesdrogenbeauftragte, will sich das Utrechter Modell vor Ort ansehen. Er hatte zum Problem des Drogenstrichs in der Friesenstraße schon vor Wochen erklärt, daß die drogenabhängigen Prostituierten in das bestehende System der Prostitution integriert werden sollten. Ein Haus in der Helenenstraße, so van der Upwich, sei allerdings Utopie: „Das würden die anderen Prostituierten, die ihr Geschäft durch die abhängigen Frauen kaputtgemacht sehen, niemals mitmachen.“

Bei der Frauensenatorin fragt sich Brigitte Melinkat dagegen, ob die Freier das Parkplatz-Angebot annähmen: „Die werden doch enttarnt. Jeder, der an dem Platz vorbeifährt, weiß doch, weshalb da welches Auto in der Box steht.“

Im Beirat und den Stadtteilinitiativen ist der Vorschlag positiv aufgenommen worden: „Daß der AK hier vorgeprescht ist, war richtig. Denn so kann es in der Friesenstraße nicht weitergehen“, meint Klaus Schaffers vom Sozialausschuß Beirat Östliche Vorstadt. Und Stefan Schafheitlin (Wir im Viertel) betont: „Zweierlei muß intensiv diskutiert werden: die Standortfrage und eine zeitliche Begrenzung des Projekts.“ Denn ein Betrieb rund um die Uhr sei nicht sinnvoll. ra