: Ende der Nächstenliebe
■ Manager Uli Hoeneß schwingt drohend die Peitsche: Wer zeigt sich würdig für den FC Bayern?
München (dpa) — Vom Softie zum Peitschenschwinger — Uli Hoeneß hat nach dem 0:2-Absturz des FC Bayern München am Betzenberg seine zwei Gesichter gezeigt.
Der Manager des zwölfmaligen deutschen Fußballmeisters hat seine schützende Hand über seinem Verliererteam weggezogen und die Schonzeit für beendet erklärt. „Wir können nichts mehr mit dem Mantel der Nächstenliebe überdecken“, sagte Hoeneß. Für die Star-Kicker von der Isar beginnt mit dem Spiel am Samstag gegen den Hamburger SV der Existenzkampf: Wer bis zum Saisonende kein totales Bekenntnis zum FC Bayern ablegt, darf sich einen neuen Verein suchen.
Tabula rasa beim Renommierklub. Hoeneß will die „Zukunfts- Konturen der Mannschaft und des Klubs“ festlegen und aufräumen, „wenn die Spieler nicht begreifen, daß der FC Bayern das Maß aller Dinge ist.“ In den verbleibenden Spielen wolle man sehen, „wer bereit ist, den Verein würdig zu vertreten, und wer jeden Morgen dankbar ist, für ihn spielen zu dürfen. Dann werden wir entscheiden, wer auch in Zukunft das Trikot des FC Bayern tragen wird.“
Beckenbauer wird die Radikalkur mittragen, nachdem er mit Schrecken feststellte, „wie sich die Mannschaft im Selbstmitleid ergeben hat.“ Mitleid mit den Spielern ist ab sofort tabu. „Sie müssen rennen und kämpfen wie die Wahnsinnigen“, forderte Hoeneß vor dem HSV-Spiel. Der Manager sieht das mögliche Übel der Mannschaft mit Millionären als Spitzenverdienern und Reservisten mit Jahresgagen nicht unter 300.000 Mark. „Vielleicht geht's unseren Spielern zu gut.“
Hoeneß wird auch die personellen Änderungen in der Elf nicht stoppen: „Da gibt's welche, die Ansprüche auf einen Stammplatz stellen, und dann sieht man sie 90 Minuten lang nicht.“
Manfred Bender hat von Hoeneß bereits die „gelbe Karte“ gezeigt bekommen: „Der beschwert sich, daß wir mit dem Bus von Kaiserslautern heimfahren. Wenn der so weiter macht, kann er bald wieder mit dem Bus fahren — als Amateur von Unterhaching, oder wo er herkommt.“
Deutliche Worte auch für Thomas Strunz: „In der jetzigen Situation muß er als Libero hinter der Abwehr stehen und nicht im Mittelfeld herumlaufen.“
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