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Prinzessin gegen Fremdenhaß

Paris (taz) — Krach im französischen Königshaus: Chantal von Orlean, jüngste Tochter des Grafen von Paris, hat es gewagt, sich öffentlich zu äußern. Schlimmer noch, die Frau hat Politik gesprochen.

Als Stargast eines Diners, das der Club der „Freunde des Hauses von Frankreich“ organisiert hatte, scheuchte die Prinzessin die erlauchte Tafelrunde zwischen Käse und Schokoladendessert mit einer beherzten Rede auf. Energisch prangerte sie die „nationalistische Ideologie“ an, die sich in Frankreich immer stärker „öffentlich durchsetzt“. Diese Ideologie „fälscht unsere Geschichte, ruiniert unsere Definition der Nation, beschmutzt das Bild unseres Landes in der Welt“, sagte Chantal. „Frankreich ist nicht mehr Frankreich, wenn die neuen Franzosen zur Abschiebung verurteilt sind, wenn ihre Zugehörigkeit zur Frankophonie den Kriterien von Rasse und Religion geopfert wird.“

Diese Rede hat den Grafen von Paris derart geschockt, daß er seiner Tochter nun in einem öffentlichen Brief zornig mit dem Zepter drohte: „In wessen Namen hälst Du eine dynastische Rede? Ich bin konsterniert, daß Du die moralischen und politischen Regeln ignoriert hast, die unser Familienleben beherrschen. Weißt Du denn nicht: Die Frauen sind in unserer Familie von jeder politischen Rolle ausgeschlossen. Das hindert sie nicht, sich caritativ, künstlerisch und sozial zu betätigen und friedlich in ihrem Heim zu leben.“ Sollte sich die Prinzessin noch einmal derart vergehen, werde er sie „öffentlich verurteilen“, erklärte der Nachkomme von Louis-Philippe in seinem Schweizer Domizil. Dem Mann geht es ums Prinzip, zum Inhalt der Rede seiner Tochter sagte er nichts. Dabei denkt er vielleicht gar nicht so anders, immerhin hatte sich der Graf selbst vor einigen Jahren in scharfen Worten gegen Antisemiten und Revisionisten geäußert, die von der Auschwitz-Lüge sprechen.

Ein Tischnachbar der Prinzessin versuchte, die Adlige für Dumm zu erklären: „Ich frage mich, ob sie nicht mißbraucht wurde, ob sie diese Rede wirklich selbst verfaßt hat“, meinte der Generalsekretär der Gruppe „Restauration nationale-Action francaise“, Bernard Bonnaves. Bisher sei sie doch stets diskret und in Reih und Glied mit der Familie aufgetreten. Die „Action francaise“ steht selbst am rechten Rand des politischen Spektrums. Ein Teil der Royalisten versucht, seine antiliberalen Ideen über die Front National durchzusetzen. Bettina Kaps

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