Bremer Anwältin als Spionin verhaftet

■ Bundesanwaltschaft schlug zu / Ehemann verdächtig

Die Rechtsanwältin Renate Drygala-Friese aus Bremen-Nord soll mindestens 16 Jahre lang Interna aus der Justiz an das ehemalige DDR-Ministerium für Staatssicherheit (MfS) verraten haben. Nach Angaben der Bundesanwaltschaft vom Donnerstag hat der Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs gegen die Anwältin und ihren Ehemann Haftbefehl wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit erlassen. Der Ehemann, Hans Friese, ist als Lehrer an der Schule Sandwehe beschäftigt. Das Ehepaar befindet sich seit Mittwoch in Untersuchungshaft.

Renate Drygalla-Friese soll sich spätestens 1976 gegenüber der MfS-Hauptabteilung VIII („Ermittlungen und Observation“) zur Mitarbeit verpflichtet haben. Diese hatte die Bundesrepublik mit einem Netz von mehr als 100 Agenten überzogen, die in gehobenen beruflichen und gesellschaftlichen Positionen plaziert waren und über sehr gute Informationsmöglichkeiten verfügten. Die beschuldigte Anwältin sei unter anderem mit „Personalabklärungen im Bereich der Justiz“ beauftragt worden. Das MfS habe zur Gründung ihrer Anwaltskanzlei einen Geldbetrag in Höhe von etwa 10.000 Mark beigesteuert. Ende der 70er Jahre habe die Juristin auch ihren Mann zur Spionage angeworben, der spätestens 1980 seine Frau unterstützt habe.

Als Reaktion auf die Festnahme wurde Frau Drygalla gestern der Notarsstatus entzogen. dpa/taz