piwik no script img

Mehr Geld — Weniger Stress

■ DPWV schlägt neues Konzept zur Berechung der Sozialhilfe vor

Dem bürokratischen Spießrutenlauf um die Sozialhilfe soll nach Willen des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsbundes (DPWV) ein Ende gesetzt werden. Gestern stellte der Verband sein neues Konzept zur Einführung einer bedarfsorientierten Grundsicherung vor.

Danach soll die Hilfe zum Lebensunterhalt nicht mehr beim Sozialamt beantragt und ausgezahlt werden, sondern von der für den Antragsteller zuständigen Versorgungs-Behörde übernommen werden. Arbeitslose könnten nach dieser Verwaltungsreform direkt beim Arbeitsamt soziale Leistungen beantragen, während RentnerInnen in den Zuständigkeitsbereich der Rentenversicherungsanstalten fallen würden.

Diese Umstrukturierung würde nach Ansicht von Albrecht Lampe, Geschäftsführer des DPWV, „den Zugang für die Betroffenen erleichtern“ und eine Stigmatisierung der Bedürftigen vermeiden.

Der Diskussionsentwurf des Wohlfahrtsverbandes sieht außerdem höhere Beträge für die Grundsicherung vor. Eine Familie mit zwei Kindern und einem Nettoeinkommen von 1.836 Mark bekäme nach den Bedarfssätzen des DPWV 993 Mark Grundsicherung zusätzlich vom Arbeitsamt ausbezahlt. Diese Neuregelung der Armutsbekämpfung würde den Bund, der die Sozialhilfe übernehmen soll, Mehrkosten von rund 16,7 Milliarden Mark verursachen.

Eine Unterstützungspflicht soll es nach diesem Entwurf nur noch zwischen Ehegatten und von Seiten der Eltern gegenüber ihren minderjährigen Kindern geben. Erwachsene Kinder könnten dann für ihre pflegebedürftigen Eltern ebensowenig zur Kasse gebeten werden wie nichteheliche PartnerInnen in Lebensgemeinschaften.

Angesichts der „menschunwürdigen Bittstellerei“ auf den Sozialämtern und der hohen Dunkelziffer der Unterhaltsberechtigten will der Wohlfahrtsverband mit seinem „systemvertäglichen Vorschlag“ die Diskussion um die Reform der sozialen Leistungen in Gang bringen. sim

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen