Was uns verbindet, ist das Geheimnis der Gefühle

»Und dann war da der Weltschmerz, so 1972, der mich dazu brachte, Gedichte zu schreiben.« Mit diesem einzigartigen Plauderton, den wir von ihren diversen grandiosen Liederabenden her kennen und der das Großartige ihrer Auftritte ausmacht, in diesem »Da war doch noch was...aber was bloß?«-Stil beginnt eine dieser Tage erschienene Biographie der Diseuse Georgette Dee. »Gib mir Liebeslied« ist der langersehnte Ersatz für die Dee-freien Tage, eine Anekdoten-, Aphorismen- und Geschichtensammlung zum unters Kopfkissen legen, zum drauf träumen und mitsinken.

In vierzehn mal komischen, mal ernsten, meist aber selbstironischen Kapiteln bastelt die große Diseuse vom Lande gekonnt weiter an ihrer eigenen Legende. Berichtet, wie sie den Herren Truck kennenlernte — ihm ist »Gib mir Liebeslied« übrigens mit den schönen Worten »Was uns verbindet, ist das Geheimnis der Gefühle« gewidmet —, wie sie gemeinsam die ersten Erfolge in einem klapprigen VW-Bus durchtingelten und die Göttliche nebenher hundertachtzig Quadratmeter Berliner Altbau renovierte. Von hungernden Zeiten und großen Erfolgen, plaudert sie, von einer zeitweisen Vorliebe für Sherry und einer dauerhaften für Friedrich Hollaender ist die Rede, und viele schöne Fotografien sollen das Bild von der tragischen Heldin, der melancholischen Dichterin, der komischen Figur abrunden. Eine Sammlung ihrer schönsten Gedichte und besten Liedtexte lädt zum Blättern und Träumen ein.

»Wenn man jetzt denkt, das wäre alles so hübsch und gemütlich gewesen, dann ist das natürlich Quatsch, denn dann wäre es nicht mein Leben«, sagt die Dee über die Dee und überläßt die Hymnen anderen und dem Anhang. Ein schönes Buch, ein eitles Werk und eine wunderbare Diseuse. Was, um alles in der Welt, will der Mensch mehr?

Georgette Dee: »Gib mir Liebeslied« — Chansons, Geschichten, Aphorismen. Edition Dia Berlin, 25 DM. kl/Foto: Burkhard Peter