: Parkplatz Pauliner Marsch
■ Bausenator provoziert Falschparker am Weserstadion / Gastronomie ohne Verkehr geplant
Das Naherholungsgebiet Pauliner Marsch kommt nicht zur Ruhe. Der Umbau des Weserstadions ist noch nicht ganz abgeschlossen, da stehen die nächsten Störenfriede schon vor der Tür. Wenn am morgigen Sonntag die beiden Gaststätten in der neuen Südtribüne Eröffnung feiern, ist der Konflikt zwischen Ökologie und Ökonomie vorprogrammiert. Ein italienisches Nobelrestaurant und die Veranstaltungskneipe werden dort entstehen, wo früher die Werderaner den Tresen des Vereinsgaststätte bevölkert haben. Wer eine Gaststätte betreiben will, muß eine ausreichend große Zahl von Parkplätzen nachweisen können, sagt das Baugesetzbuch. Die städtische Bremer Sport- und Freizeit GmbH als Bauherrin hat die nötigen Plätze auf der ersten großen Fläche am Stadion auch brav nachgewiesen. Doch es ist fraglich, ob dieser Nachweis nicht mehr als eine leere Pflichtübung ist. „Es ist schwer vorstellbar, daß die Gäste eines solchen Restaurants freiwillig die 200 Meter vom Parkplatz bis zum Eingang stöckeln, wenn es dort so aussieht, als sei massig Parkraum frei“, meint Ortsamtsleiter Hucky Heck. Und selbst Reinhard Hoffmann, als Leiter des Sportamtes in die Planungen des Stadionumbaus involviert, ist sonnenklar, daß die Gäste so nah wie möglich an den Eingang fahren werden: „Das macht doch jeder, das ist doch menschlich.“
Das zuständige Bauordnungsamt scheint sich für dieses Problem nicht sonderlich zu interessieren. Bei der Genehmigung des Astorias war noch peinlich genau auf die möglichen Auswirkungen der neuen Verkehrsströme auf das Umfeld geachtet worden. Bei der neuen Gastronomie an der Weser hat diese Prüfung kaum eine Rolle gespielt. Manfred Paape, stellvertretender Sprecher der Bausenatorin: „Das ist eine Frage der Verkehrslenkung und nicht der Baugenehmigung.“ Die Größe der Gaststätte sei lange umstritten gewesen, erinnert er sich. „Aber als der Plan auf die Dimension des alten Vereinsheimes gestutzt wurde, da stand der Genehmigung nichts im Wege.“ Mit dem alten Vereinsheim sei das überhaupt nicht zu vergleichen, meint dagegen Hucky Heck. „Wenn der Pächter regelmäßig Jazz-Frühschoppen veranstalten will, dann sieht das dort bald so aus, wie sonntags bei der Waldbühne.“
Einen Vorgeschmack auf zukünftiges Parkplatzflair bietet schon jetzt das Sporttherapie- Zentrum in der neuen Westkurve. Die automobilen Besucher haben ihre Claims bis vor die Kassenhäuschen erweitert. „Die Polizei hat dort nie aufgeschrieben“, berichtet eine Mitarbeiterin des „Sporthep“. Aus dem zuständigen dritten Polizeirevier ist zu hören, daß diese mißliche Lage bald ein Ende hätte. „Wenn die Baustelle aufgehoben ist, werden wir dort verschärft durchgreifen“, meinte ein Beamter zu den Falschparkern rund um das Stadion. „Das hört der Beirat regelmäßig, wenn er sich beschwert, und dann hört er, daß die Polizei das doch nicht schafft“, sagt dagegen der Ortsamtsleiter und wird von der Polizei bestätigt. Der Beamte aus dem Steintor-Revier: „Für regelmäßige Kontrolle fehlt uns das Personal.“
Von vorausschauender Planung seitens der Baubehörde ist keine Rede. „Man muß die Leute zwingen, ihr Auto auf dem richtigen Parkplatz abzustellen“, sagt Manfred Paape. Daß die Genehmigungspraxis seines Ressorts möglicherweise die Probleme erst schafft, die die Polizei dann nicht lösen kann, das mag er nicht sehen — und Reinhard Hoffmann vom Sportamt will das auch nicht: „Dann muß eben die Polizei einschreiten.“ Jochen Grabler
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