: Kinder sind Frauensache
■ Studie: Arbeitsteilung bleibt ein Wunschtraum
Berlin (taz) — Partnerschaftliche Arbeitsteilung ist nach wie vor mehr Wunsch als Wirklichkeit. Zu diesem Ergebnis kommen gleichlautend zwei Studien, die die nordrhein-westfälische Ministerin für die Gleichstellung von Frau und Mann, Ilse Ridder-Melchers, am Montag vorstellte. Demnach ist die Bereitschaft von Männern, selbst beruflich für die Kindererziehung zurückzustecken, äußerst gering. Nur jeder 20. erwerbstätige Mann kann es sich vorstellen, nach der Geburt eines Kindes seine Arbeitszeit zu reduzieren. Zwar äußern auch Männer ein verstärktes Interesse an Teilzeitarbeitsplätzen, doch damit wollen sie in erster Linie mehr Freizeit für sich ergattern.
Vor allem klassische Argumente wie jenes, daß kleine Kinder eher die Mutter brauchen und der Mann für den Unterhalt der Familie zu sorgen hat, halten Männer immer noch davon ab, ihre Rolle als Familienvater ernst zu nehmen. Während Väter von Vorschulkindern die Mutterrolle betonen, stellen sie zugleich durchweg höhere Anforderungen an staatliche Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf als Mütter. So fordern z.B. über 70 Prozent aller Befragten mehr Kindergartenplätze, und mehr als die Hälfte aller Männer fordert eine Arbeitsplatzgarantie bei Beurlaubung für Frauen für mindestens fünf Jahre. „Berufstätige Väter wollen sich auf jeden Fall den Rücken freihalten von Familienarbeit“, so sieht Ilse Ridder-Melchers diese Ergebnisse.
Immerhin zeigen die Studien auch Positives. Bei der jüngeren Generation der 18- bis 24jährigen scheint es bei der Kinderfrage einen Wertewandel zu geben. Hier meint Drittel der Männer, daß beide Elternteile wichtig für ein Kind sind und sie sich daher den Erziehungsurlaub teilen sollten. 21 Prozent der jüngeren Frauen sind dafür, daß Väter sich für eine gewisse Zeit aus dem Beruf zurückziehen und sich nur um Haushalt und Kinder kümmern sollten. Fazit der Ministerin: „Die Mehrzahl der Männer versucht sich auf Kosten ihrer Frauen an der Familienarbeit vorbeizumogeln.“ kfl
Siehe Kommentar Seite 12
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