Zoff um Friedrichshainer Seniorenklub

■ Seit Monaten gibt es Querelen zwischen dem Friedrichshainer Sozialstadtrat und der Volkssolidarität um ein von dieser betriebenes Klubhaus/ Weil der Klub angeblich kein ausreichendes Programmangebot macht, wurde ihm jetzt gekündigt

Friedrichshain. Zwischen dem Friedrichshainer Sozialstadtrat Lars Scheidler (CDU) und der Volkssolidarität des Bezirkes gibt es Querelen. Grund für den Clinch — die Betreuung der Senioren. Scheidler zufolge schöpfe einer der drei Klubs der Volkssolidarität in Friedrichshain seine Möglichkeiten, Rentnern ein attraktives Freizeitangebot zu machen, nicht aus. Der bewußte Klub in der Grünberger Straße bekam in der vergangenen Woche von Scheidler die Kündigung.

Das Angebot der Begegnungsstätte bleibe nicht hinter dem der anderen acht Seniorenfreizeitstätten Friedrichshains zurück, hält Christa Siefert, Geschäftsführerin des Friedrichshainer Bezirksverbandes, dagegen. Zwischen 1.100 und 1.400 Besucher kommen monatlich in die Grünberger Straße. So stehen im März neben den obligatorischen Tanznachmittagen oder dem täglichen Seniorenfrühstück der Generationstreff, eine Gesprächsrunde zu Alltagssorgen, Seniorengymnastik und Vorträge zu Rechtsfragen auf dem Programm. Ende des Monats trifft sich zum ersten Mal eine Selbsthilfegruppe unter Anleitung eines Gerontotherapeuten, belegt Frau Siefert ihre Behauptung.

Um den Seniorentreff in der Grünberger Straße hatte es bereits im Sommer vergangenen Jahres Streit gegeben. Nach den Vorstellungen Scheidlers sollte die Volkssolidarität aus ihren Räumen ausziehen, um einem anderen Wohlfahrtsverband Platz zu machen. Das jedoch ließen sich die Rentner nicht gefallen und schrieben an den Bürgermeister, der die Situation entschärfte. Im Dezember des Vorjahres schloß das Bezirksamt mit der Volkssolidarität für eben diesen Klub eine dreijährige Nutzungsvereinbarung ab, vom Stadtrat selbst unterzeichnet. Inzwischen wurde dem Bezirksverband der Klub »aus wichtigem Grund« — so die Formulierung — zum 31. März gekündigt. Vorher stand das Thema im Sozialausschuß des Bezirksparlaments zur Debatte. Erst sollte es auf Antrag der PDS zu einem Trägerwechsel wegen »Nichtdurchsetzung des Leistungs- und Betreuungsprofils« kommen. Dieser Fakt ließ sich nicht belegen, so Frau Siefert. Daraufhin wurde ein Trägerwechsel wegen der zu wahrenden Pluralität unter den freien Wohlfahrtsverbänden gefordert und beschlossen.

Stadttrat Scheidler wolle nicht gegen die Volkssolidarität schießen, sondern ihm gehe es darum, den Ansprüchen der Senioren zu genügen. Die Volkssolidarität sei ein anerkannter Wohlfahrtsvervand, könne aber daraus nicht irgendwelche Vorrechte ableiten, erklärte der CDU- Politiker. Der Klub, für den das Bezirksamt monatlich die Miete zahle, könne seiner Meinung nach besser genutzt werden.

Ein weiterer Streitpunkt — der Sozialstadtrat hat den Wohlfahrtsverband wegen Verdacht des Betrugs angezeigt, bereits im September 91. Die Volkssolidarität wird beschuldigt, für über 130.000 Mark, die das Bezirksamt zur sozialen Betreuung von alten und kranken Bürgern zur Verfügung stellte, keine Belege nachweisen zu können.

Frau Siefert fühlt sich ungerechtfertig beschuldigt. Ein unabhängiger Wirtschaftsprüfer hatte die Finanzen unter die Lupe genommen und keinerlei Unregelmäßigkeiten festgestellt.

Für den Landesgeschäftsführer Norbert Clemenz ist diese Aktion eine eindeutige Kampagne, um die Volkssolidarität zu diffamieren und so ihre Profilierung als Verband der freien Wohlfahrtspflege zu untergraben. Anke Ziebell/adn