: Cancan und Walzer
■ Der SB Rosenheim und die Düsseldorfer EG erreichten das Finale um die deutsche Eishockey-Meisterschaft
München (dpa) — Der SB Rosenheim hat zum letzten Angriff geblasen: „Jetzt wollen wir auch den Titel.“ Kapitän Ernst Höfner dachte schon an das Finale um die deutsche Eishockey-Meisterschaft gegen die Düsseldorfer EG. Der mit einer Prämie von einer Million Mark honorierte vierte Titel soll den Rosenheimern nach 14 Jahren Bundesliga den Abstieg aus dem Oberhaus in die Oberliga versüßen. Auch der Gegner ist im Endspielfieber: Die 1990 und 1991 erfolgreiche DEG steuert den Hattrick an. „Die DEG wird Meister“, sangen die Fans. 40Kilometer rheinaufwärts hängt derweil der Haussegen schief. Der Kölner EC wird von einer Finanz- und Führungskrise geplagt.
Aus den Lautsprechern im Rosenheimer Eisstadion dröhnte Cancan- Musik. Die Fans schunkelten im Dreivierteltakt des Sportbund-Walzers. Mit 9:3 hatte der SBR die Preussen vom Eis gefegt — nicht mit bajuwarischer Kraft, sondern mit spielerischer Brillanz. „Die DEG ist eine großartige Mannschaft, aber wir können sie packen“, kündigte Torjäger Dale Derkatch vor dem Finale an, in dem beim Start am 27.März die DEG Heimrecht hat. Die 7.100 Karten für das zweite Spiel (29.März) in Rosenheim waren schon am Abend verkauft.
Der Sportbund wird im Finale den bei Olympia verletzten Stürmer Raimund Hilger wieder einsetzen können; bei der DEG kommt der ebenfalls in Meribel verletzte Spielmacher Gerd Truntschka zurück. Dafür ist der Einsatz von Ben Doucet, der beim 7:2 gegen Mannheim zwei Tore schoß, in Gefahr. Der Stürmer zog sich eine Innenbandverletzung im Knie zu. Angeschlagen sind auch Olaf Scholz und Peter John Lee, der eine Entzündung der Speiseröhre mit Antibiotika behandelt und am Dienstag wegen Kreislaufbeschwerden vorzeitig aufhören mußte. „Angesichts dieser Probleme sind wir nur noch Außenseiter“, meinte DEG- Coach Hans Zach, der dem Team wie Sportbund-Trainer Jano Starsi fürs Wochenende trainingsfrei gab.
In Köln hat sich die Krise zugespitzt. Präsident Heinz Landen ist trotz gewonnener Machtprobe gegen den am Dienstag zurückgetretenen Vize-Präsidenten Peter Valder und Schatzmeister Herbert Zimmer nicht aus dem Schneider. Verwaltungsrats-Vorsitzender Rainer Maegde setzte Landen eine „Galgenfrist“: Bis Samstag muß er sein Programm zur Rettung des mit drei Millionen Mark verschuldeten Klubs vorlegen. Landen will den KEC mittels Bankbürgschaften sanieren. Eine halbe Million Mark steuerte bereits ein Freundeskreis bei. Entlastet wird die Klubkasse durch Gehaltseinsparungen von rund einer Million Mark, weil Draisaitl, Tack, Thornbury, Berry, Döhler und Köpf, der zur DEG wechseln soll, Köln verlassen.
In dem Personalkonzept kann Landen am Samstag einen Trumpf aus dem Ärmel ziehen. Als Nachfolger des Schweden Hardy Nilsson, der zum EC Hedos München geht, kommt der Russe Wladimir Wassiljew vom Erstligaklub Chimik Woskresensk an den Rhein. Auf der auf eine Woche nach Ostern vorgezogenen Jahreshauptversammlung wird Landen den Mitgliedern ein weiteres „Zuckerl“ anbieten. Die gewünschte Mehrzweckarena mit 18.500 Plätzen wird gebaut und von 1995 an die neue Heimat der „Haie“ werden. Landen: „Wenn wir die drei Jahre Durststrecke überstanden haben, sind wir fein raus.“ Kapitän Udo Kießling aber läßt sich von Zukunftsmusik nicht beruhigen: „Ich will sofort Klarheit. Wenn's mir zu bunt wird, lege ich selbst ein Konzept vor.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen