NRW-Grüne halten Kurs

Vorstandswahlen dominierten Parteitag/ Burgfrieden zwischen Realos und Linken/ Frauenkampagne beschlossen  ■ Aus Overath Walter Jakobs

Bei den nordrhein-westfälischen Grünen hat der Burgfrieden zwischen Realos und Linken Bestand. Insgesamt wurde der links-grüne Kurs des größten Landesverbandes der Republik am Wochenende auf dem Parteitag im bergischen Overath bestätigt. Die Realos, die in dem zuletzt auf vier Personen geschrumpften Landesvorstand lediglich mit einer Person, dem Vorstandssprecher Wolfgang Schnitt, vertreten waren, konnten ihre Lage zwar verbessern, für die Mehrheit reichte es jedoch nicht. Für die Realos gehören neben Schmitt künftig Michaele Hustedt, die sich als Ökologiereferentin beim Bundesvorstand einen guten Ruf erworben hat, und der Ex-Kriminalhauptkommissar Manfred Such dem neuen Vorstand an. Zur Sprecherin wählten die Delegierten erneut Kerstin Müller, die als moderate linke Feministin schon in den vergangenen zwei Jahren zusammen mit Schmitt in der Düsseldorfer Parteizentrale für eine halbwegs gedeihliche Zusammenarbeit der verschiedenen Flügel gesorgt hatte. Mit Christiane Vollmer, Siegfried Schönfeld und der politischen Geschäftsführerin Barbara Steffens zogen drei weitere Linke in den Vorstand ein. Die von den Realos ins Rennen geschickte Landtagsabgeordnete Beate Scheffler scheiterte klar. Mit einer am Sonntag beschlossenen Frauenkampagne wollen die NRW-Grünen in diesem Jahr neue frauenpolitische Akzente setzen. Die mit Spannung erwartete Debatte zur Vereinigung der Grünen mit dem Bündnis 90 begann erst am späten Sonntag nachmittag. Die Düsseldorfer Fraktionssprecherin Bärbel Höhn hatte schon am Samstag klargemacht, daß eine Entscheidung spätestens Ende des Jahres fallen müsse. Ähnliche zeitliche Vorstellungen hat auch Chrsitiane Ziller, die dem Bundessprecherrat des Bündnis 90 angehört. 1992 müsse, so Ziller zur taz, zum „Jahr der Gespräche“ werden. Es gehe zunächst um „vertrauensbildende Maßnahmen“. Bei den Gesprächen sei aber schon jetzt „die große inhaltliche Nähe“ zwischen den Grünen und dem Bündnis 90 erkennbar. Ziller vermißte bei den Diskussionen der NRW-Grünen am Sonntag „die mentale Einbeziehung“ der „veränderten gesamtdeutschen Situation“. In NRW dominiere bei den Debatten, zum Beispiel zur Frauenpolitik, noch immer die ausschließlich westliche Sicht. Eine Entscheidung über die verschiedenen Anträge stand bei Redaktionsschluß noch aus. Der Düsseldorfer Fraktionsgeschäftsführer Michael Vesper forderte die NRW- Grünen auf, die Vereinigung als „offenen Prozeß“ zu verstehen, der auch „politisch was Neues „bringen könne. Mit der von vielen Linken gepflegten „Befürchtungsmentalität“ komme man nicht weiter.