piwik no script img

Zartes Gesellschaftsgefüge-betr.: "Cannabis - eine Alltagsdroge". Interview von Plutonia Plarre, taz vom 18.3.92

betr.: „Cannabis — eine Alltagsdroge“, Interview von Plutonia Plarre, taz vom 18.3.92

Die Vehemenz, mit der sich unsere Volksvertreter gegen die Freigabe von Haschisch sträuben ist allein aus der genannten Doppelmoral heraus noch nicht ausreichend erklärt.

Der Stich, den der Lübecker Richter der deutschen Öffentlichkeit versetzen will, trifft doch noch weit tiefere und sensiblere Fasern unseres zarten Gesellschaftsgefüges.

Die Gleichsetzung von Alkohol und Haschisch würde den Verlust des dringend benötigten Feindbildes zur Folge haben.

[...] Wenn Joschka Fischer den deutschen Bundestag als Alkoholikerversammlung bezeichnet hat, so ist das nur die erste Schneeflocke, die am Ende die Lawine der Erkenntnis in Gang setzen könnte, das wir in einer Gesellschaft leben, in der ein suchtfreies Leben gar nicht geführt wird, nicht geführt werden soll und vielleicht gar nicht möglich ist.

Sind doch Konsum und Konsumption zur Erreichung eines postulierten Glückszustandes erste Bürgerpflicht und gleichzeitig antrainiertes Suchtverhalten, die Säulen unserer Wirtschaft. Aber schön, daß es noch die guten und die bösen Süchte gibt. Alkoholiker, das sind die, die genau so viel trinken wie wir, die wir aber nicht leiden können.“ Olaf Hirschmann, Freiburg

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen