Inndien: Mehr als Kasten und Kühe?

■ Bremer Beitrag zum Indien-Festival

Ein Jahr harter Arbeit haben Gunther Hilliges und Thomas Brimmer vom Landesamt für Entwicklungszusammenarbeit hinter sich. Das Ergebnis: Am Freitag in einer Woche Uhr starten die Indien-Festspiele in Bremen. Gemeinsam mit den indischen Gästen aus Umwelt-und Entwicklungspolitik soll im Rahmen eines Abkommens zwischen Indien und der Bundesrepublik Deutschland, bislang einmalig in der deutschen Nachkriegsgeschichte, das Bild von Indien in der Bevölkerung klargestellt werden. „Die Meinungen über Indien sind entweder ganz positiv oder ganz negativ“, hat Hilliges festgestellt. Klassische Vorurteile wie Kasten und Kühe bestimmten das Bild Indiens in deutschen Schulbüchern.

Im Mittelpunkt der Bremer Beiträge zu den in über 35 Städten der Bundesrepublik laufenden Festspiele steht das Seminar „Ökologische Entwicklung — Alternative Entwicklungsstrategien“. Zehn Prozent der Bürger Indiens sind extrem reich, 20% sind mit dem durchschnittlich verdienenden Bundesbürger zu vergleichen und der Rest von 70% lebt in bitterster Armut, beschreibt Hilliges die Situation in dem eine Milliarde Einwohnerland.Indien habe eine höhere Armutsgrenze, als Afrika und Lateinamerika zusammen.

Argumente zum Thema Neuverteilung der verbliebenen Ressourcen, der globalen Apartheid — Verteilung von Reichtum sind in zwei Seminarheften aus der Sicht von indischen und deutschen Autoren unter anderem dokumentiert. Weitere Bremer Programmpunkte der Indien-Festspiele sind eine Ausstellung im Überseemuseum zur ökologischen Entwicklung Indiens, vom 3. April bis 31. Mai, sowie eine Veranstaltung am Montag, 6.April, im Lichthof des Überseemuseums zu den Themen Frauen im Widerstand und der Narmada-Staudamm Bewegung. Außerdem werden sechs indische Filme über das Leben in Indien gezeigt. Den größten Teil der Finanzierung von rund 150.000 Mark hat das Auswärtige Amt übernommen. Das Land Bremen ist mit cirka 15.000 Mark dabei.

Für Ende 1993/94 ist dann ein Deutschlandfestival im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem Forum Städtesolidarität Bremen- Pune e.V. in der Partnerstadt Pune geplant. HJW