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Metal für Intelligente

■ Soundgarden kommen in Huxley's Neue Welt

Ja, Soundgarden kommen auch aus Seattle. Nein, sie klingen nicht wie Nirvana. Chris Cornell ist auch nicht Robert Plant. Spätestens seit dem letztjährigen Projekt Temple Of The Dog hat er endgültig seinen eigenen Gesangsstil zwischen schrillem Kreischen und dramatischem Bariton gefunden. Und er schreibt immer noch düstere, akademische und schwerverständliche Texte.

Dafür lassen es seine Mitspieler auf ihrer aktuellen Scheibe Badmotorfinger (welcher Finger?) um so heftiger krachen. »Alles, was wir gelernt haben, haben wir von Black Sabbath«, sagt Bassist Ben Shepherd. Nun, da stapelt er tief. Denn Soundgarden verfügen neben den zähflüssigen Doom-Klängen auch noch über raffinierte Arrangements jenseits der herkömmlichen Rockstrukturen.

Die amerikanische Avantgarde vom Schlage der New Yorker Gruppe Sonic Youth ist nicht spurlos an ihnen vorübergegangen. Deshalb sollte man sie auch nicht einfach in die Heavy-Metal-Schublade stecken, wie das ihre Plattenfirma offensichtlich tut. Jedenfalls ist ihr Videoclip zum Song Outshined, in dem Cornell mit entblößtem und gebräuntem Oberkörper herumturnt, während Gitarrist Kim Thayil finster die Kamera anvisiert und alle auf pure Power machen, leicht irreführend. Da lassen sie sich unter Wert als Heavy-Zugpferd ihres Majorlabels verkaufen.

Das tut ihren aufwühlenden Songs und ihrer technischen Meisterschaft jedoch keinen Abbruch. Seit sieben Jahren haben sie sich perfekt aufeinander eingespielt, an ihrem Sound gearbeitet, der von Platte zu Platte immer souveräner wird. Alles klingt wie aus dem Handgelenk geschüttelt — und ist in Wahrheit höchst komplex. Wahrscheinlich zu komplex für herkömmliche Head-Banger. Thoma A.Vierich

Heute abend, 21 Uhr in Huxley's Neuer Welt. Special guest: Corrosion Of Conformity.

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