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Friedensabkommen für Mali

■ In Algier vereinbarten Malis Regierung und die bewaffneten Tuareg-Rebellen einen „Nationalpakt“

Berlin (taz) — Die Regierung Malis und Vertreter der rebellierenden Tuareg-Minderheit haben in Algier einen „Nationalpakt“ vereinbart, der den seit fast zwei Jahren andauernden Wüstenkrieg definitiv beenden soll. Am 9. April soll das Abkommen formell unterzeichnet werden. Einen Tag zuvor ist ein Austausch von Kriegsgefangenen im algerischen Sahara-Dorf Bordj Mokhtar vorgesehen.

Das Abkommen sieht eine Dezentralisierung der malischen Verwaltung nördlich des Niger-Flusses vor, so daß die Tuareg größere Kontrolle über ihre Angelegenheiten erhalten. Weiter soll mit der Repatriierung der nach Rebellenangaben 90.000 Kriegsflüchtlinge in Algerien und Mauretanien begonnen werden.

Der Wüstenkrieg begann im Frühjahr 1990 mit Auseinandersetzungen im Nachbarstaat Niger, die sich schnell auf Mali ausdehnten. Bei den Tuareg handelt es sich um ehemalige Nomaden, die während der großen Dürren der 70er Jahre nach Algerien zogen und seit 1986 wieder nach Mali und Niger zurückgeschickt werden. Die versprochenen Entwicklungsprojekte wurden aber nie verwirklicht. Seither fordern die Tuareg Autonomie für ihr „Azawad“ genanntes Siedlungsgebiet.

Der Vertrag von Algier ist Ergebnis eines mehrmonatigen Verhandlungsmarathons, der im Herbst 1991 begann und am 18. Dezember zu einem Waffenstillstandsabkommen führte. Gespräche im Januar 1992, die einen Friedensvertrag bringen sollten, stockten zunächst, da die „Volksbewegung Azawad“ (MPA), eine der verhandelnden Organisationen, die Regierung der weiteren Aufrüstung beschuldigte. Die jetzige Gesprächsrunde war seit etwa zehn Tagen im Gange gewesen. Vor wenigen Tagen hatte ein MPA-Sprecher in einem Kommuniqué den „schlechten Willen“ der Regierungsseite beklagt.

Der Regierung Malis liegt jedoch viel daran, den Krieg zu beenden, bevor am 12. April mit freien Präsidentschaftswahlen der Prozeß des Übergangs zur Demokratie abgeschlossen wird. Nach eigenen Angaben hat sie 60 Prozent ihres Rüstungsmaterials im Kampf gegen die Tuareg verloren. Sie sieht sich auch der Kritik Algeriens ausgesetzt, welches die Möglichkeit des Waffenschmuggels über die Tuareg an islamistische „Terroristen“ befürchtet. Von der „Assoziation malischer Demokraten“ (ADEMA), die in den Parlamentswahlen von Anfang März 67 von 113 Sitze gewann und jetzt eine Koalitionsregierung bilden will, ist bekannt, daß sie eine Verhandlungslösung im Konflikt bevorzugt.

Offen bleibt, ob der Friedensschluß auch die Situation im benachbarten Niger positiv beeinflussen kann. Hier setzt die Regierung, unter starkem Druck des letzten Sommer entmachteten Militärs, weiter auf Konfrontation. Gegen den nigrischen Geschäftsmann Mano Dayak aus Agades, der sich in Paris um französische Vermittlung im Konflikt bemühte, wurde vor einer Woche wegen Unterstützung der Rebellion Haftbefehl erlassen. D.J.

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