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Kriegsmarine stoppt Rainbow Warrior II.

Die Greenpeace-Besatzung wollte die Umweltfolgen der französischen Atomversuche auf dem Mururoa-Atoll untersuchen/ Umweltminister Lalonde befürwortet Stopp der Atomversuche  ■ Aus Paris Bettina Kaps

Der Sieg der Umweltbewegung bei den französischen Regionalwahlen am vergangenen Sonntag schlägt sich noch nicht in Anti-Atomversuchs-Politik nieder: Am Donnerstag abend hat die französische Kriegsmarine vor dem Mururoa- Atoll das Greenpeace-Schiff „Rainbow Warrior II.“ aufgebracht. Die Umweltschützer hatten gegen die Fortsetzung der Atomversuche protestiert, wollten die Radioaktivität des Wassers messen und auf der Insel ein Friedenslager aufschlagen. Statt dessen wurden sie festgenommen und verhört.

Obwohl Rußland inzwischen einseitig ein sechsmonatiges Atomtest- Moratorium verkündet hat, plant Frankreich nach Informationen von Greenpeace im Mai eine neue Serie von Atomtests. Zudem wolle die französische Armee ihr Versuchsgelände auf Fangataufa vergrößern.

Der französische Umweltminister Brice Lalonde hat bisher keinen einseitigen Teststopp seines Landes verlangt. Erst jetzt erklärte der Minister, der zugleich Chef der Umweltbewegung „Génération Ecologie“ ist, in einem Kommentar zur Greenpeace-Aktion, er befürworte „einen internationalen Vertrag zum Stopp aller Atomversuche“. Frankreich solle auf der Umweltkonferenz von Rio die Initiative ergreifen. Didier Anger, Sprecher der zweiten Umweltpartei „Les Verts“, forderte hingegen erneut ein grundsätzliches Ende aller Atomversuche.

Bei den Regionalwahlen vom Sonntag hatten die Franzosen der Umweltbewegung mit 14 Prozent der Stimmen zum Durchbruch verholfen, wobei die vor knapp zwei Jahren gegründete „Realo“-Bewegung „Génération Ecologie“ die Partei „Les Verts“ knapp überflügelte. In den letzten Wochen hängte sich Lalonde weit aus dem Fenster: Er kritisierte seine Ministerkollegen in der sozialistischen Regierung, dachte laut über einen Austausch der Premierministerin nach und schlug vor, die Regierung einem Nicht-Sozialisten zu übergeben. Doch obwohl die Umweltbewegung bei der gestrigen Wahl der Regionalpräsidenten vielerorts „Königsmacherin“ war, ist in Sachen konkreter Umweltpolitik vom Umweltminister wenig zu hören. Lalondes oberster Chef, Präsident Mitterrand, hatte sich als Oppositionspolitiker noch gegen die „force de frappe“, die französische Nuklearstreitmacht, sowie gegen Atomversuche ausgesprochen. Seitdem er Präsident ist, beharrt Mitterrand auf der Fortsetzung der Tests. Seit 1975 veranstaltete Frankreich volle 130 unterirdische Atomversuche im Pazifik.

Nachdem der Atollring zu Beginn der 80er Jahre völlig zerbombt war, wurden die Sprengschächte von schwimmenden Bohrtürmen aus in den Grund der Lagune getrieben. „Das mit radioaktiv verseuchten Sprengschächten gespickte Atoll droht auseinanderzubrechen“, sagt Greenpeace. „Wie ein radioaktiver, vollgesogener Schwamm verseucht es konstant das Meer. Die Explosionen haben unter der Wasseroberfläche Risse ins Atoll gesprengt.“ Die Regierung in Paris leugnet jede Gefahr, unabhängige Untersuchungen läßt sie nicht zu.

Vor sieben Jahren galt Greenpeace Frankreich noch als gefährliche Organisation. 1985 versenkte der französische Geheimdienst die „Rainbow Warrior I.“ vor Neuseeland. Ein Greenpeace-Fotograf wurde bei dem Anschlag ermordet. Der wegen Totschlags in Neuseeland verurteilte Geheimdienstoffizier wurde auf französischen Druck nach nur neun Monaten aus der Haft entlassen und wenig später sogar noch befördert. Doch die Gepflogenheiten ändern sich: Ein französischer Regierungsvertreter betonte gestern, daß die Marine diesmal „völlig gewaltlos“ gegen Greenpeace vorgegangen sei.

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